Filmfest München: Ansichtssachen
Bilder und Images
Was Eberhard Hauff von Cineasten hält, weiß man, seit er sie in einer Anzeige als Schlafanzugträger geoutet hat. Festivalchefs hingegen gehen nackt ins Bett, oder was? Im Programm des Filmfests ist für Cineasten freundlicherweise immer noch Platz genug. Reihen wie jene mit Filmen von Robert Wise sind vor allem verdienstvoll, weil sie meistens der einzige Anlaß sind, einen Markt für Filmbücher jenseits von Star-Biographien zu schaffen. Wenn all die Filme eines Festivals vergessen sind, bleiben – wie man vor allem an der Berlinale sieht – immerhin die Bücher zu den Retrospektiven.
Zum Beispiel das von Lars-Olav Beier über Robert Wise (Bertz-Verlag, 38 Mark), in dem man nachlesen kann, wie sich Wise mit seinem Produzenten auf THE BODY SNATCHER (Filmmuseum, 22.30 Uhr) vorbereitet hat: ‚Bevor wir mit den Dreharbeiten anfingen, haben wir uns schier endlos Bildbände angeschaut. Das hatte Val Lewton von Selznick gelernt. Verlangte das Drehbuch einen Sonnenuntergang, betrachteten wir Hunderte von Gemälden und Photos, auf denen Sonnenuntergänge zu sehen waren. Wir haben die moderne Malerei genauso intensiv studiert wie die Kunst des 18. Jahrhunderts – nur um die richtige Verteilung von Licht und Schatten zu finden.‘ Die Geschichte um Robert Louis Stevensons Leichendieb soll zwar in Edinburgh spielen, aber der Ort wirkt mehr wie Paris, weil aus Kostengründen in den nur leicht veränderten Kulissen des Glöckner von Notre-Dame gedreht werden mußte.
Einen Kampf der Titanen zeichnet THE BATTLE OVER CITIZEN KANE (Filmmuseum, 13 Uhr) nach. Die amerikanischen Dokumentaristen Thomas Lennon und Michael Epstein erzählen die düstere Entstehungsgeschichte, die von der Brillanz des Meisterwerks, das viele für den besten Film aller Zeiten halten, längst überstrahlt wird. Als William Randolph Hearst von der Klatschreporterin Hedda Hopper erfuhr, daß Orson Welles seinen Helden Charles Foster Kane nach dem Vorbild des Zeitungsmagnaten modellieren wolle, unternahm er alles, um den Film zu verhindern. So entsteht das Bild zweier Männer, die sich ähnlicher waren, als sie zugeben wollten: das 24jährige Wunderkind und der 77jährige Medienzar.
Nachdem Mark Rappaport zuletzt Mutmaßungen über Rock Hudson angestellt hat, fragt er auch in seinem neuen Essayfilm wieder nach dem Preis, den Stars für ihre Karriere zahlen. In FROM THE JOURNALS OF JEAN SEBERG (Theatiner, 17.30 Uhr) läßt er Mary Beth Hurt, die übrigens aus dem gleichen Kaff stammt wie Jean Seberg, aus den fiktiven Tagebüchern der Frühverstorbenen vorlesen. Dabei untersucht er das Frauenbild der Sechziger Jahre, indem er von Sebergs Schicksal Parallelen zu dem von Jane Fonda und Vanessa Redgrave zieht, in denen er, ihrem damaligen politischen Engagement zum Trotz, vor allem Gefangene ihres Image sieht.