11. Dezember 1987 | Die Zeit | Filmkritiken, Rezension | Tele Vaticano

TELE VATICANO - Das Auge des Papstes von Renzo Arbore

Weihnachten naht, und Gottes Bodenpersonal hat alle Hände voll zu tun. So ungefähr 1987. Mal gehen sie mit der frohen Botschaft, uns sei ein Heiland geboren, hausieren und finden allerorten die Ohren und Herzen der Menschen verschlossen. Ein echtes PR-Problem also. Seinen Lösungsvorschlag TELE VATICANO hat Renzo Arbore schon vor sieben Jahren gemacht, aber anstatt auf ihn zu hören, hat man seinen Film verbieten lassen. Dabei kommt er so streng katholisch daher, daß er nicht dem Papst ein Dorn im Auge, sondern dem Herrn ein Wohlgefallen sein müßte. Denn Gott hat bei Arbore einen Auftritt als augenzwinkerndes Filmzitat und auch ansonsten alles im Griff, selbst Karl Marx und das Fernsehen – und wer sonst könnte das schon von sich behaupten?

Renzo selber spielt den Regisseur, der für den Vatikan die Show „Gaudium Magnum“ inszeniert und zum Lobpreis des Herrn Tunten als Engel und Soubretten als Nonnen auftreten läßt. Der Papst joggt derweil mit seinem verzweifelten Sprachlehrer durch die Gärten oder treibt sich im Fitness-Raum herum, während Roberto Benigni ihn in Badekappe und -mantel nach dem Duschen am Fenster vertritt. Isabella Rossellini ist für die sancte relationes zuständig, und Martin Scorsese schlägt die Hände überm Kopf zusammen. Alles geht drunter und drüber, und so schaut der Film auch aus. Disziplin ist nicht seine Stärke, eher Improvisation. Zügellos stolpert Arbore durch seinen wirren Plot, der nur noch zusammengehalten wird durch Benignis ständiges Gefasel über Gott und die Welt. Sein Evangelium lautet dabei etwa: Wenn schon einer übers Wasser wandelt, dann muß auch irgendwer für ordentliche Einschaltquoten sorgen.

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