01. Juli 1990 | Süddeutsche Zeitung | Filmkritiken, Rezension | Sirene I

Alles Böse kommt von unten

J. P. Simons Film SIRENE I

Der Himmel ist erobert, das All erschlossen, der Weltraum bevölkert. All die hochliegenden Träume und galaktischen Vorstellungen sind zu Bildern geworden, jetzt taucht das Kino ab und setzt die Leinwand unter Wasser. Der Reise zum Mond folgen die Abenteuer 20 000 Meilen unter dem Meer. Alles kehrt zurück zu den Höhlen der Imagination, die Jules Verne einst entdeckt hat. Der Schoß der Erde gebiert Ungeheuer.

Die Flut von U-Boot-Filmen, die in unsere Kinos schwappt, folgt immer der gleichen Strömung. Auf dem Meeresgrund, wo kein Leben mehr möglich ist, tauchen unbekannte Organismen auf. Arglos wer¬den sie zu Forschungszwecken an Bord geholt, wo sie sich plötzlich seuchenartig auszubreiten beginnen. Qualvoll wird die Mannschaft dezimiert, ehe schließlich zwei mit dem Leben und einem schrecklichen Geheimnis davonkommen.

In SIRENE I ist es ein Labor der Genforschung, das in einer Unterwasserhöhle außer Kontrolle geraten ist. Ein DNS-Fleischwolf beschleunigt dort die Mutaions-Experimente, die die Zukunft der Menschheit sichern sollen. In einer Ecke liegen bereits die Eier einer Generation von Kiemenbabys. Die Rettungsfahrt der Sirene I ist in Wirklichkeit ein Todesfahrtskommando, mit dem die Regierung das Disaster vertuschen will.

Durch Sprengung des U-Boots im Unterwassertunnel soll diese Sardinenbüchse der Pandora auf ewig versiegelt werden. Aber zwei aus der ahnungslosen Mannschaft werden entkommen, und sie werden alles wissen.

Sirene I ist eine spanisch-amerikanische Produktion, an der außer diesem Abstieg in die Abgründe genetischer Alpträume wenig bemerkenswert ist. In dem submarinen Film wäre jede Subtilität ohnehin verfehlt. Denn der U-Boot-Thriller ist ganz von allein ein Genre mit Tiefgang.

(In München im Karlstor und Stachus-Kinocenter.)

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