20. August 1997 | Süddeutsche Zeitung | Filmkritiken, Rezension | Romy und Michele

Blondinen bevorzugt

David Mirkins Film-Komödie ROMY UND MICHELE

Unter allen Schrecklichkeiten des Älterwerdens sind Klassentreffen schätzungsweise das Allerschrecklichste. Denn nicht nur die Gesichter sind zu Karikaturen der einstigen Jugend entstellt – im Zweifelsfall auch die Träume. So bekommt man vor Augen geführt, wie wenig der Mensch sich selbst entkommt. Was dem einzelnen als großer Sprung erscheinen mag, ist für alle anderen bestenfalls ein kleiner Schritt.

Weil es in ROMY UND MICHELE um ein Klassentreffen geht, kann es sich nur um eine Komödie handeln – anders wäre dieser Stoff, aus dem die Alpträume sind, auch nicht zu ertragen. Romy und Michele haben nur Mode und Männer im Kopf, sind also nicht sonderlich helle, aber dafür glücklich. Als sie jedoch vom Klassentreffen erfahren, wird ihnen bewußt, daß sie es in den letzten zehn Jahren nicht allzu weit gebracht haben. Also legen sie sich nochmal ins Zeug – natürlich vergeblich.

Der Stoff geht auf zwei Figuren in dem Bühnenstück „Ladies’ Room” zurück, und der Fernsehproduzent David Mirkin hat bei seinem Regiedebüt erstmal einige Probleme: Einerseits sind die beiden Heldinnen nicht ganz so dumm, wie die Situation es erfordern würde; andererseits stellt sich der Film oft dümmer, als es nötig wäre. Die Regie kann sich deshalb nie so recht auf eine Tonlage festlegen, weshalb sie sich häufig aufs Schrille verlegt. Das funktioniert letztlich nur deshalb, weil Mira Sorvino und Lisa Kudrow wirklich entwaffnend sind.

Die Moral am Ende lautet: Man hat es geschafft, wenn man a) Redakteurin bei der Vogue geworden ist, oder sich b) einen Hubschrauber leisten kann. Aber selbst das bringt der Film noch ganz charmant rüber.

ROMY AND MICHELE’S HIGH SCHOOL REUNION; USA 1997 – Regie: David Mirkin. Buch: Robin Schiff. Kamera: Reynaldo Villalobos. Schnitt: David Finfer. Darsteller: Mira Sorvino, Lisa Kudrow, Janeane Gerofalo, Alan Cumming. Verleih: BuenaVista. 90 Minuten.

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