14. November 2003 | Frankfurter Allgemeine Zeitung | Filmkritiken, Rezension | Kops

Polis Academy

KOPS, ein Film von Josef Fares

Die Polizei heißt in Schweden Polis, und wenn schwedische Polizisten von amerikanischen Cops träumen, fühlen sie sich als Kopps. Weil das dem deutschen Verleih offenbar eine Spur zu schwedisch vorkam, heißt der Film nun nur noch KOPS. Der im Libanon geborene schwedische Regisseur Josef Fares hatte schon mit JALLA! JALLA! achthunderttausend Schweden ins Kino gelockt, KOPS schaffte die Million, was bei nur acht Millionen Einwohnern ein ziemlich flächendeckender Erfolg ist.

Es geht um den Ort Högsboträsk, den man sich ungefähr so vorstellen muß, wie er klingt: ein Kaufladen, ein Kiosk, eine Kneipe, ein Penner, ein Reporter, ein paar Kühe, von denen die eine oder andere manchmal eingefangen werden muß. Daß vier Polizisten und zwei Streifenwagen für die Aufgaben, die in Högsboträsk anfallen, des Guten zuviel sind, ist andernorts auch schon bemerkt worden, weshalb die Dienststelle geschlossen werden soll. Den einzigen Ausweg sehen die Polizisten folglich darin, die Kriminalitätsrate zu steigern. Aber mehr als ein umgestoßener Abfalleimer kommt dabei erst mal nicht heraus.

Wo der neue schwedische Kriminalroman davon lebt, daß kein Ort beschaulich genug ist, als daß er nicht große Verbrechen anzöge, da dreht Fares den Spieß um. Sein Bilderbuchschweden ist unschuldiger, als die Polizei erlaubt, so daß die Beamten Zuflucht in amerikanischen Polizeifilmen suchen müssen. So tagträumen sie von Raubüberfällen, bei denen sie wie in MATRIX die Kugeln aus der Luft fangen, oder erfinden Schußwechsel, bei denen sie die Pistolen wie in asiatischen Martial-Arts-Filmen als Wurfgeschosse einsetzen. Beide Spezialeffekte werden von Fares mit bemerkenswerter Eleganz in Szene gesetzt. Der Rest besteht aus Warten, Häkeln, Kartenspielen oder Liebesnöten. Das sind ziemlich ideale Voraussetzungen für eine Fernsehserie, aber für einen ganzen Film ist es ein bißchen wenig.

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