16. Dezember 1988 | Die Zeit | Filmkritiken, Rezension | Die Geister, die ich rief

DIE GEISTER, DIE ICH RIEF von Richard Donner

An Weihnachten, das weiß jedes Kind, waren die Spezialeffekte noch immer lausig. Wenn man unter den Christbaum kam, war der beste Teil des Abends schon gelaufen. Die Landung des Christkinds, die himmlischen Scharen, der ganze Feuerzauber: immer schon vorbei. Das muß nicht so sein. Der Wunsch ist im Kino Befehl. Die Geister, die wir riefen, kommen prompt. Und das weihnachtliche Gelichter entpuppt sich als Adventskalender des Entsetzens. Hinter jedem Türchen lauert ein neuer Santa Graus. SCROOGED — so der Originaltitel — ist die Kehrseite einer Verfilmung von Charles Dickens Weihnachtserzählung „A Christmas Carol“. Im Mittelpunkt steht Bill Murray als Chef einer Fernsehgesellschaft: kein Mann der guten Taten, aber einer der starken Worte, ein Kapitalistenirrwisch, der sich selbst nicht mag und andere noch viel weniger. Zur Strafe kriegt er von den Engeln solange eine auf die Eier, bis auch er das Hohelied der frohen Botschaft singt. Robert Mitchum spielt mal wieder mit, und Miles Davis, den man ungefähr drei Sekunden als Straßenmusikanten sieht. So ist der Film: Er verschwendet sich selbst, bis nichts mehr übrig bleibt. Der Schlüssel dazu heißt: Liebe deine Einschaltquoten wie dich selbst.

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