03. Juni 1988 | Die Zeit | Filmkritiken, Rezension | Eat the Rich

EAT THE RICH von Peter Richardson

Die besten Geschichten weiß immer das Küchenpersonal zu erzählen. Deswegen hängen die Leute von der Presse auch dauernd im „Bastards“ herum, einem Nobelschuppen für die Reichen und Mächtigen. Und die Politiker und Prominenten, die Waffenhändler und Doppelagenten haben dort vor allem eines im Sinn: zu zeigen, daß sie reich und mächtig sind. Wirklich widerlich. Aber noch widerlicher ist das Personal, die Kellner und Köche. Ihr Blick auf die Welt geht durch den Magen. Und Peter Richardson macht daraus sein Kino der Verdauung. Die Bonzen kotzen ihr Kapital aus, und den Unterprivilegierten stößt ihr Karl Marx sauer auf. Die Kellner haben Robin Hood schlecht verdaut, und der Regisseur kaut genüßlich auf politischen Affären herum. Der Plot verschlingt sich selbst, und die Revolution frißt ihre Kinder. Nachdem das Personal mit Pfeil und Bogen rebelliert hat, wird das Restaurant in EAT THE RICH umbenannt. Daß dabei der Titel ganz wörtlich genommen wird, führt dazu, daß sich schwarzer und roter Humor vermengen. An Verdauungsschlaf ist danach gar nicht zu denken. Das britische Kino ist gefräßig geworden und verleibt sich alles ein. In EAT THE RICH rülpst es. Verzeihung!

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