31. März 1989 | Die Zeit | Filmkritiken, Rezension | Annies Männer

ANNIES MÄNNER von Ron Shelton

Baseball ist wie Sex, Baseball ist wie Religion. Auf Konzentration und Entspannung komme es dabei an, meint Annie, die es wissen muß. Denn Baseball ist ihr Leben: Sie führt Statistiken über jeden der Durham Bulls, und den besten nimmt sie eine Saison lang mit ins Bett. Ein Film also über Sex und Spiele, und darüber, wie man den Körpereinsatz durch geistiges Training erhöht. Vor der Liebe liest Annie stundenlang aus den Werken großer amerikanischer Dichter vor, vor dem Spiel zerstreut sie die Ängste ihrer Männer, indem sie ihnen vorschlägt, unter ihrem Dress Strapse zu tragen. Konditionierung also statt Kondition: Am Baseball interessieren Ron Shelton nicht die Regeln, sondern all das, was nicht mit rechten Dingen zuzugehen scheint. Wunder und Magie spielen bei diesem Sport, der so sehr auf den Mythen seines Heimatlandes basiert, von jeher eine wichtige Rolle. Deswegen geht es in ANNIES MÄNNER um alles, was den Rahmen des Spielfelds sprengt. Der Plot des Films gleicht der Flugbahn eines Balles: halb Berechnung, halb Unberechenbarkeit. Er fängt als Farce an und hört als Romanze auf. Susan Sarandon, Tim Robbins, Kevin Kostner: Einer wirft, einer schlägt, einer fängt. So einfach ist es nicht. Zumal, wie Annie sagt, ein Baseball soviel Nähte hat wie ein Rosenkranz Perlen. Baseball ist mehr als nur ein Spiel. Man kann daran glauben oder auch nicht.

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