24. September 1997 | Süddeutsche Zeitung | Events | Althen als Juror

12 000 Mark passend gemacht

Die Stadt vergibt ihre Förderpreise an fünf junge Filmemacher

Autor: Susan Vahabzadeh

Eigentlich sollte man meinen, daß 12 000 Mark ein warmer Regen sind für einen jungen Filmemacher; besonders, wenn er eigentlich noch in der Ausbildung ist. In Wirklichkeit sind 12 000 Mark vielleicht ganz hilfreich für einen jungen Schriftsteller. Filmemachen ist so teuer, daß die mit dieser Summe dotierten Filmförderpreise der Landeshauptstadt München doch eher einen symbolischen Charakter haben.

Jochen Kraus und Florian Schneider, bei der diesjährigen Verleihung im Filmmuseum für ihre Dokumentation TANGER NON STOP mit einem Preis bedacht, wissen leider jetzt schon genau, was sie mit dem Geld anfangen werden: „Eine neue Kopie von unserem Film machen lassen. ” Bislang gibt es nämlich nur eine – und die ist nicht mehr in besonders gutem Zustand. „Es ist natürlich trotzdem toll”, sagt Schneider. Da hat er recht; denn ein Blick auf die Liste der bisherigen Preisträger zeigt, daß die prämierten Filmemacher oft später von sich reden machen; zum Beispiel Sönke Wortmann.

Der Film TANGER NON STOP heißt im Untertitel Geschichten aus 1001 Stadt, erzählt aber eigentlich eher 1001 Geschichten aus einer Stadt. Wobei er allerdings, wie Spiegel-Redakteur Wolfgang Höbel in seiner Laudatio anmerkte, „nicht der Versuchung erliegt, einer dieser Geschichten wirklich nachzugehen”. Die Jury – bestehend aus den Filmemachern Pia Landmann und Eckhart Schmidt, SZ-Filmkritiker Michael Althen, Kinobetreiber Michael Seidl und Ulrich Gambke, der zu den letztjährigen Preisträgern gehörte – hat sich noch für drei weitere Filme entschieden: den Kurzfilm HAUT UND HAAR von Beryl Schennen, Vuk Jevremovics Animationsfilm WIND, DER STILLER WIRD und Peter Thorwarths kleine Komödie WAS NICHT PASST, WIRD PASSEND GEMACHT. An diesen Rat hat sich die Jury gehalten; der dritte Preis wird zwischen den beiden letztgenannten Filmen aufgeteilt.

Viel gemeinsam haben diese beiden Filme nicht; nicht nur, weil Jevremovic als einziger Preisträger kein Filmhochschüler ist, sondern Kunststudent. Er hat mit sehr unterschiedlichen Techniken eine wirklich reizvolle Studie über den Verfall gedreht; „eine vielschichtige Collage über den ständigen Wandel des Lebens” sei ihm gelungen, hat die Jury ihre Entscheidung begründet. Peter Thorwarts Baustellen-Komödie WAS NICHT PASST, wird passend gemacht gehört eher in die Abteilung schwarzer Humor. Thorwarth ist wohl derjenige, der sich am wenigsten Gedanken darüber machen muß, wie es jetzt weitergeht. Obwohl er noch gar nicht fertig ist mit der Filmhochschule, hat er schon einen Vertrag mit der Produktionsfirma Indigo: „Der existiert wirklich – so richtig schwarz auf weiß. ” Und das kommt bei Filmhochschülern nun wirklich nicht allzu häufig vor.

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