Warten auf Katelbach
Die Bühneninszenierung einer Filmvorlage im Comédia-Theater
Wenn Katelbach kommt … Ein irreführender Titel, dem der Konjunktiv besser anstünde. Denn auf Katelbach wartet man so vergeblich wie auf Godot. Der sterbende Gangster Albie ahnt es voraus: „Er liebt uns nicht mehr.“ Katelbach, der Gangsterboß, wird nicht kommen, er wird seine Leute allein lassen mit der Verantwortung, die zu tragen sie nicht fähig sind. Albie wird sterben und sein Kumpel Dickie das Ehepaar George und Teresa auf ihrer abgelegenen Burg im Meer weiter bedrohen – bis zur blutigen Schlußapotheose dieses makaberen Endspiels. Alle Fluchten werden dann gescheitert sein, oder wie es der Originaltitel nennt: Cul-de-sac, Sackgasse.
Der Film, für den Roman Polanski und Gérard Brach 1966 das Drehbuch geschrieben haben, gilt heute als Klassiker der Schwarzen Komödie. Einen Film auf die Bühne zu bringen – noch dazu, einen vielgerühmten -, heißt immer auch, beweisen zu wollen, was das Theater kann und vor allem, was es besser kann. Die Comédia-Truppe unter der Regie von Harald Ludwig hat es sich dabei unnötig schwergemacht. Denn auf der einen Seite halten sie sich peinlich genau an das Drehbuch – und müssen doch auf filmsprachliche Mittel verzichten, auf der anderen Seite mißtrauen sie der grotesken Komik des Textes – und überspielen ihn. Was langsam steigernd sich entwickeln müßte, wirkt so nur noch hektisch,
Die Ursachen des overplay sind auch in der denkbar unglücklichen Besetzung zu suchen. Der glatzköpfige Aussteiger Geroge, ein impotenter Schwächling, wird dargestellt vom sehnig-muskulösen Lothar Kreutzer. Ute Stammberger spielt das junge Flittchen Teresa so resolut, daß bezweifelt werden darf, ob sie für George je eine Alternative zu seiner ersten Frau Agnes dargestellt haben würde. Und Hans-Peter Schleuning hat nichts von der Schlicht- und Derbheit, die die Rolle des Dickie erfordert.
Einmal aber kann man erkennen, was das Theater vor dem Film auszeichnet: Als Dickie auf der sparsam ausgestatteten Bühne anfängt, für Albie ein Grab zu schaufeln und dabei echte Erde zutage bringt. Anders als im Kino wird hier die Erde zu einer sonderbar intensiven sinnlichen Erfahrung. Fast glaubt man sie fühlen zu können.