01. Juli 1988 | Die Zeit | Filmkritiken, Rezension | Verfluchtes Amsterdam

VERFLUCHTES AMSTERDAM von Dick Maas

Eine Gracht bei Nacht, der Blick eines Tauchers. Ein Fleischermesser, eine Prostituierte, ein Mord. Dann eine Luftaufnahme: man hört die Stimme einer Reiseleiterin, sieht ein gläsernes Aussichtsschiff, voll mit Kindern und Nonnen. Dann kommt eine Brücke, von der die Leiche der Prostituierten kopfüber herabhängt. Das Schiff kann nicht stoppen, und so wischt die Leiche eine Blutspur über die ganze Länge des Glasdachs. Die Kinder brüllen, die Nonnen bekreuzigen sich. Der Film treibt sein Spiel mit dem Grauen und dem Zuschauer. Mit schwarzem Humor seziert Dick Maas die Wirkungsweisen des Thrillers. Jedes Bild auf den Effekt bedacht, jeder Schnitt ein Kalauer: Die Angst ist auf ihr Skelett reduziert. Der Zuschauer wird systematisch fertiggemacht, und retten kann er sich nur durch Galgenhumor. Wie der Kommissar (Huub Stapels) den mordenden Taucher verfolgt, das reicht, um die Geschichte in Gang zu halten. Und eine sehenswerte RennbootVerfolgungsjagd durch die Grachten beweist vollends, daß Maas sein Handwerk mindestens so gut wie die Amerikaner beherrscht. Im Original heißt der Film AMSTERDAMNED, und er sieht aus, als käme er aus Hollywood.

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