04. März 1988 | Die Zeit | Filmkritiken, Rezension | Suspect

SUSPECT - UNTER VERDACHT von Peter Yates

Wers nicht glaubt, ist selber schuld: Der Gerichtsfilm ist kein Genre mit beschränkter Haftung. Zur Verantwortung gezogen wird jeder, der vor die Schranke tritt. Gesten sind als Beweismittel zugelassen und Schweißperlen gelten als Indiz. Großaufnahmen können gegen den Verdächtigen verwendet werden und jede Totale taugt als Alibi. Gerichtsfilme lassen einen nie kalt, weil sie unsere Menschenkenntnis herausfordern. Aber man darf sich nichts vormachen: Gerichtsfilme sind Schauprozesse, sie leben vom Vorurteil. Es geht in ihnen nie mit rechten Dingen zu. Schon gar nicht, wenn es sich um einen Mord an einer Justizbeamtin handelt und alle Indizien gegen einen taubstummen Obdachlosen zu sprechen scheinen. Für ihn spricht nur seine total überarbeitete Pflichtverteidigerin Kathleen Riley (Cher). Was sie im Sinn hat, ergänzt der smarte Geschworene Eddie Sanger (Dennis Quaid) durch Verstand. Weil jedoch das Gesetz ihnen jeglichen Kontakt verbietet, wird die Wahrheitsfindung zu einer Gratwanderung zwischen Entdeckung und Aufdeckung. Und dabei fällt der Regisseur Peter Yates ein barbarisches Urteil: Der Zuschauer wird auf die Folter gespannt.

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