13. September 2003 | Frankfurter Allgemeine Zeitung | Filmkritiken, Rezension | Hollywood Cops

Netter, als die Polizei erlaubt: Ron Sheltons Film HOLLYWOOD COPS

Ron Shelton ist ein Mann für strenge Regeln. In seinen Sportfilmen über Baseball (BULL DURHAM, COBB), Basketball (WHITE MEN CAN’T JUMP), Boxen (KNOCKED OUT) und Golf (TIN CUP) geht es stets um Helden, die erkennen müssen, daß außerhalb des Spielfeldes und jenseits der Karriere zwar andere Regeln gelten, aber in der Liebe so etwas wie Teamgeist nicht schaden kann. Deshalb ist Shelton durchaus der richtige Regisseur für Polizeifilme, die nach ähnlich strengen Regeln funktionieren. Zuletzt hat er das in DARK BLUE bewiesen, in dem Kurt Russell als korrupter Bulle in die Unruhen des Rodney-King-Aufstandes gerät. Nach diesem Ausflug auf die Nachtseite des Genres hat sich Shelton mit HOLLYWOOD COPS offenbar erholen wollen, indem er eine ähnliche Geschichte von der Sonnenseite her zeigt, eher light blue also. Wieder geht es um einen Oldtimer (Harrison Ford) und einen Grünschnabel (Josh Hartnett) und eine Untersuchung wegen Dienstvergehens, aber vor lauter Bemühen um einen leichten Ton nimmt er die Geschichte auf die allzu leichte Schulter. Natürlich herrschen in Hollywood selbst bei der Polizei andere Regeln, weil jeder Cop eine Rolle spielt und vom Durchbruch träumt. Detective Gavilan etwa betätigt sich nebenher als Immobilienmakler, um seine Alimente bezahlen zu können, sein junger Kollege gibt Yogastunden und will eigentlich Schauspieler werden, weshalb er in jeder freien Minute seinen Text aus ENDSTATION SEHNSUCHT lernt. Der Film ist so vernarrt in die Idee mit den Nebenbeschäftigungen, daß er kaum noch Augen für die Hauptsache hat: die Ermittlungen in einer tödlichen Schießerei im Rapper-Milieu. An einer intelligenten Reflexion über die Traumfabrik wie in L.A. CONFIDENTIAL ist Shelton gar nicht interessiert, sondern begnügt sich mit augenzwinkernden Reverenzen ans Musikgeschäft: In Nebenrollen gibt es nicht nur die Rapper Kurupt und Master P zu sehen, sondern vor allem Country-Star Dwight Yoakam und die Motown-Legenden Gladys Knight und Smokey Robinson. Dieser liebevolle Blick für Details hat Shelton schon immer ausgezeichnet, und wenn Harrison Ford auf Frauen wie Lena Olin oder Lolita Davidovich trifft, erinnert man sich durchaus an Kevin Costners Momente mit Susan Sarandon oder Renée Russo. Aber mit der Geschichte hat das wenig zu tun. Diese Hollywood Cops sind einfach netter, als das Genre erlaubt.

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