Hosen runter
Janek Riekes Film HÄRTETEST
Jonas ist 26, wohnt noch bei seinen Eltern, hatte es mit Mädchen noch nie leicht, und jetzt droht ihn auch noch die Freundin zu verlassen. Also hat er anläßlich ihres Geburtstags all ihre Freunde zur Überraschungsparty eingeladen. Als alle in der Wohnung versteckt sind, kommt die Freundin, allerdings in Begleitung eines jungen Mannes, der schon die Hosen heruntergelassen hat und sich – sichtlich mit ihrem Einverständnis – über sie hermacht. Statt der freudigen Überraschung bekommt die versammelte Freundesschar in ihren Verstecken vorgeführt, daß Jonas ein Problem hat.
Filme, die so anfangen, können nicht ganz schlecht sein. Auch wenn es nur eine Anekdote ist, wird gleich klar, daß man in Härtetest stets aufs Schlimmste gefaßt sein muß. In der Folge trifft Jonas, das Hamburger Reederssöhnchen, auf ein Mädchen, das Öko-Freak und Fahrradkurier ist, in einer WG lebt und an Jonas seltsamerweise einen Narren gefressen hat. Er steht auf den HSV, sie geht zu St. Pauli; sie steht mit beiden Beinen im Leben und hat Angst vor niemandem, aber ein Herz für Softies. Janek Rieke, Autor und Hauptdarsteller, betreibt die reinste Schwarzweißmalerei, aber mit voller Sympathie für beide Seiten.
Sein Film verliert sich gern im Anekdotischen und setzt vor allem auf überzogene Pointen, die aber in der Regel sitzen. Härtetest ist pfiffiger als Abgeschminkt, kommt allerdings ein paar Jahre zu spät. So stellt sich die Frage, warum dieser Film nicht gemacht worden ist, als alle darauf gewartet haben. Darauf weiß die Geschichte zwar keine Antwort, aber Liebesgeschichten verzeiht man einiges.
HÄRTETEST, BRD 1997 – Regie, Buch: Janek Rieke. Kamera: Florian Ballhaus. Musik: Jan Dvorák. Darsteller: Rieke, Lisa Martinek, Rudi Völler. Verleih: Jugendfilm. 80 Minuten.