20. Februar 1995 | Süddeutsche Zeitung | Rezension, Videoclip-Kritik | When Do I Get To Sing „My Way”

Kultur Spezial: When Do I Get To Sing „My Way”das neue Video von den Sparks

Spannung! Action! Romantik! Alles geboten. Eifersucht! Bruderzwist! Akne! Da bleibt kein Auge trocken. Das neue Video der nicht mehr ganz neuen Sparks kommt daher wie ein alter Trailer zu einem noch älteren Film. In den 50er Jahren sahen die Trailer so aus wie die Bild-Zeitung. Fette Lettern wurden auf die Bilder geklatscht, damit jeder wußte, was in den Filmen so los ist. Sinnlichkeit! (So sagte man, wenn man Sex meinte.) Abenteuer! (Will heißen: Action!) Spannung! (Nennt man, glaube ich, noch immer so.) Heute, da manch gute Filme schlechter aussehen als die Werbung, die ihnen vorangeht, kommt ein Genie namens Sophie Muller daher und inszeniert den Clip der Sparks wie einen Trailer zu einem Film, den es nicht gibt. Da sieht man den häßlichen Bruder einen Song schreiben und den schönen Bruder, wie er ihn vorsingt und die Blumen und Frauen einheimst. Das ist selbstverständlich der Stoff, aus dem die grauenvollsten Melodramen sind; jene, in denen widerliche Kinder mit Locken schreckliche Lieder singen und große unappetitliche Mütter auf ihnen rumtrampeln. Man kennt das: Entweder man heult oder man kotzt. So muß es auch bei den Sparks gewesen sein, die ja auch Brüder sind, was sie aber nicht daran hindert, geniale Clips in Auftrag zu geben. Wahnsinn! Delirium! Tremens!

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