10. Januar 1998 | Süddeutsche Zeitung | Film-Tips, Rezension | Spielfilm-Tips im Fernsehen

Renn, Buddy, renn!

ZEUGE EINER VERSCHWÖRUNG (USA 1974) von Alan J. Pakula: Einer der besten Filme seines Jahrzehnts, der eine paranoide Geschichte erzählt, die noch im selben Jahr in Watergate ihren allzu realen Hintergrund bekam. Warren Beatty stößt bei Recherchen auf eine Organisation, die hinter der Bühne der Politik die Fäden zieht. Allenfalls bei Jean-Pierre Melville kann man sonst im Kino so atemberaubende räumliche Erfahrungen machen: Die Kamera läßt keine Gelegenheit aus, die Figuren zu winzigen Marionetten zu machen, die von einem unbarmherzigen Auge aus der Ferne verfolgt werden (Originaltitel: The Parallax View). Es gibt eine Szene im Flugzeug, da kann man lernen, wie man intelligent inszeniert – und ein halbes Dutzend weiterer. Es ist kein Zufall, daß Pakula danach Die Unbestechlichen verfilmt hat. Als wollte er noch mal beweisen, wie recht er mit diesem Film gehabt hat. Harter Stoff für diese Uhrzeit. (Sat 1, Samstag, 8. 50 Uhr)

GEFÄHRLICHE BRANDUNG (USA 1991) von Kathryn Bigelow: Hier werden so ziemlich alle Genres bedient, mit denen das Kino zu Wasser, zu Lande und zur Luft für Tempo sorgt. In diesem Bankräuber-, Surfer- und Fallschirmspringer-Film, der im Original POINT BREAK heißt, liefern sich Keanu Reeves und Patrick Swayze ein Duell auf Leben und Tod. So groß ist ihr Haß, daß der eine dem anderen ohne Fallschirm aus dem Flugzeug hinterherspringt, um ihn noch im freien Fall bekämpfen zu können. Keanu Reeves war nach dieser Erfahrung so in Fahrt, daß er nur einen Film wie Speed drehen konnte. Was die Geschwindigkeit angeht, liefern sich die beiden Filme ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen. (Pro Sieben, Samstag, 20. 15 Uhr)

DIE FALKEN (USA 1988) von Robert Ellis Miller: Wen dieser Film zweier Todkranker (Timothy 007 Dalton und Anthony E. R. Edwards), die nach Holland fliehen, an KNOCKIN’ ON HEAVEN’S DOOR erinnert, der liegt richtig. Thomas Jahn hat diesen Film gesehen und sich gedacht, aus dem Stoff ließe sich etwas machen. Man sieht daran, woher das deutsche Kinowunder seine Stoffe bezieht, aber auch, daß es mittlerweile wirklich gute Leute gibt, die daraus etwas zu machen verstehen: Til Schweiger und Jan Josef Liefers sind einfach besser. (ORF 1, Nacht zum Sonntag, 1 Uhr, Nacht zum Montag, 4. 10 Uhr)

DAS LEBEN – EIN SECHSERPACK (USA 1993) von Fred Schepisi: Dies ist einer der Filme, bei denen man sich fragt, warum sie bei uns nie den Weg ins Kino gefunden haben. Es gibt kaum einen Film aus den letzten Jahren, der sein Publikum so intelligent an der Nase herumführt wie dieser. Ein junger Mann taucht auf – damals war Will Smith noch kein Man in Black, sondern nur black – und beweist Donald Sutherland und Stockard Channing (die dafür eine Oscar-Nominierung bekommen hat), daß man den eigenen Augen und Ohren nicht trauen darf. Mehr zu verraten wäre ein echtes Verbrechen. Der Originaltitel SIX DEGREES OF SEPARATION bezieht sich auf jene Weisheit, wonach man nie mehr als sechs Schritte braucht, um zwei beliebige Menschen auf dieser Welt in Verbindung zu bringen. (Vox, Sonntag, 20. 15 Uhr, und Nacht zum Montag, 2. 40 Uhr)

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