15. Juni 1998 | Süddeutsche Zeitung | Rezension, Videoclip-Kritik | Solo

Kultur: Solo das Video von Thomas D. Feat. Nina Hagen

Wenn man mal davon absieht, daß die Texte immer so klingen, als würde der Förderkurs des Goethe-Instituts Ankara aus dem Lesebuch „Deutsch für Ausländer” vorlesen, ist es doch wunderbar, daß Deutschesprache heute nicht mehr Schweresprache ist. Alle singen daher, als kämen sie aus den finstersten Ghettos von Los Angeles, dabei leben sie in Heidelberg oder sonstwo. Thomas D. ist also solo und hat darüber ein ganz trauriges Stück geschrieben – schwermütig, schwerblütig, tiefsinnig. Aber Nina Hagen hat immer noch ein Stimme wie eine Nagelfeile – und außerdem treten unter all den Verflossenen, die Thomas beklagt, tatsächlich Barbara Valentin und Sissy Perlinger auf, und womöglich noch ein paar, die man kennen sollte, deren Namen uns aber leider entfallen sind. Das hat was: Frauen, die in Großküchen, Garderoben oder Toiletten weinen, weil sie verlassen wurden. Sehr charmant – und das Goethe-Institut freut sich.

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