29. November 1999 | Süddeutsche Zeitung | Rezension, Videoclip-Kritik | I Try

Videotext: Macy Gray / I Try

Regie: Mark Romanek

Heute mal was zu Fragen der Botanik: Hat noch jemand den Überblick, wie das ganze Zeugs heißt, das man in Blumenläden kaufen kann. Sieht meistens gar nicht mehr aus wie Blume, sondern eher wie toter Fisch, riecht auch so – und hat keinen schönen Blumennamen wie Veilchen oder Vergissmeinicht mehr, sondern klingt wie Hautkrankheit: Gerbera, Glutamin, Herpes oder so ähnlich. Wer so was schenkt, hat bald keine Freunde mehr. Umso mehr Freunde wird bald Macy Gray haben, die beste Stimme dieseits des Mississippi. Die Frau ist so heiser, dass es eine wahre Freude ist, und sieht aus wie eine gelungene Mischung aus Whoopi Goldberg und Lauryn Hill. Das Video stilisiert sie geschickt zum kunterbunten Mauerblümchen in der grauen Großstadt, und am Ende hat man sinnlos gute Laune – liegt wahrscheinlich daran, dass sie normale Blumen in Händen hält. Aber wie die heißen, weiß auch kein Schwein.

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