02. Januar 1996 | Süddeutsche Zeitung | Rezension, Videoclip-Kritik | Gold

Kultur: Gold das neue Video von Symbol

Früher war der Regen purpurn, heute ist die Dusche golden, und das Männlein schillert immer noch vor sich hin, als wäre seither nix passiert. Irgendwie ist ja auch nix passiert, wenngleich uns der Gedanke doch etwas beunruhigt, daß man ihn eigentlich nicht gut finden kann, ohne gleich als Rentner zu gelten. Der Mann war schließlich in den 80ern groß, und das ist nach den Gesetzen von Jugend und Verblödung verdammt lang her. Ihm scheint es trotzdem noch gold zu gehen, denn die Mädels, die aus dem Publikum in den Clip geschnitten sind, sehen besser aus als je zuvor. Der Künstler mit dem unaussprechlichen Namen läßt sich von einem Rollband an die Rampe fahren, zieht seine Schau ab und wird wieder abtransportiert. Wie im Altersheim und hundert Prozent behindertengerecht. Er hat sich „Slave“ auf die rechte Backe tätowiert, eine Frisur wie Mireille Mathieu und eine Gitarre, die aussieht wie ein abgenagter Knochen. Der King ist tot, es lebe Prince – ooops, jetzt ist es uns doch noch rausgerutscht. Aber vielleicht kann man bei Rentnern mal ein Auge zudrücken.

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