25. Juni 1994 | Süddeutsche Zeitung | Film-Tips, Rezension | Film-Tips 25.06.1994

Sandgelb, Grasgrün, Meerblau

Wenn man an bestimmte Filme zurückdenkt, dann stellt sich automatisch ein ganz eigenes Licht oder eine bestimmte Farbe ein: Das Sandgelb der kalifornischen Wüste, das Grasgrün eines Londoner Parks oder das Meerblau der Küste Long Islands. Oder aber die hellgrüne Gesichtsmaske einer Frau in einem Schönheitssalon, der blaßlila Pullover eines Mädchens in einem Trödelladen und der knallrote Sportwagen des jungen Ehemanns. So bekommen die Filme eine Aura, die alles andere überstrahlt.

DIE SPUR FÜHRT ZURÜCK (ORF 1, Samstag 20.20-22.35), BLOW-UP (Vox, Samstag 23.50-1.45), MASQUERADE (ARD, Samstag 22.10-23.40): Drei Filme, die sich hoffnungslos in die eigene Intrige verstricken, weil in ihnen nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Dafür spiegeln sie um so genauer die Zeit, in der sie spielen: Kalifornien in den Vierzigern, London in den Sechzigern, Neuengland in den Achtzigern.

DIE SPUR FÜHRT ZURÜCK ist die Fortsetzung von CHINATOWN, bei der der Star Jack Nicholson selbst Regie geführt hat. Sein Privatdetektiv Jack Gittes ist älter, weiser und satter geworden. Es war Krieg gewesen, jetzt leckt das Land seine Wunden und macht sich bereit für den Aufschwung. Wo im ersten Teil das Wasser die treibende Kraft war, ist es diesmal das Bauland. Aber überall tut sich der Boden auf und gibt den Blick frei auf die Vergangenheit, die unter der Oberfläche rumort. Harvey Keitel spielt einen betrogenen Ehemann, der mit Gittes mehr als nur die auffälligen Schuhe gemein hat, und Meg Tilly ist seine untreue Frau.

BLOW-UP von Michelangelo Antonioni erzählt von einem Mann, der davon lebt, zu glauben, was er sieht – einem Photographen, der in einem Park Photos macht und dabei einem Mord auf die Spur zu kommen glaubt. Aber weil dies die Zeit des Swinging London ist, sind auch die Oberflächen ständig in Schwingung und verändern dauernd ihre Form. Und je näher man an die Dinge herangeht, desto weniger sieht man.

MASQUERADE spielt auf dem Gipfel der gefräßigen Achtziger in den Hamptons, wo ein junger Skipper (Rob Lowe) eine reiche Erbin (Meg Tilly) lieben lernt und Mühe hat, die Welt von der Lauterkeit seiner Absichten zu überzeugen. Regisseur Bob Swaim betreibt ein doppeltes Spiel, bei dem nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint.

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