14. August 1992 | Süddeutsche Zeitung | Film-Tips, Rezension | Film-Tips 14.08.1992

Das Sommerloch ist bis obenhin vollgestopft mit Filmen. So viel wie in der Trockenperiode des Jahres gibt es sonst nie zu sehen.

Blondinen bevorzugt

Das Arena spielt drei Filme mit Michelle Pfeiffer, diesem Wunder aus Samt und Seide. Am Montag um 18 Uhr läuft DAS RUSSLAND-HAUS, am Dienstag um 18.15 Uhr FRANKIE & JONNY und am Mittwoch um dieselbe Zeit DIE FABELHAFTEN BAKER BOYS. Für jemanden wie Michelle Pfeiffer, die als stereotypes Blondchen angefangen hat, ist es schon erstaunlich, wie sehr sie ihre Rollen gegen das Klischee anlegt. Gerade in diesen drei Filmen macht sie selten einen Hehl aus ihrer Übellaunigkeit, mit der sie sich gegen die Blicke der Männer verschließt. Ob Sean Connery, Al Pacino oder Jeff Bridges, alle drei treffen erst einmal auf ihre Verachtung, ehe sie von ihr akzeptiert werden. Diese Abwehr ergibt zusammen mit der Transparenz ihrer Erscheinung, die immer tief in ihre Seele blicken läßt, ein aparte Mischung. Dazu könnte man sich dann noch BATMANS RÜCKKEHR ansehen, der ebenfalls sein Spiel treibt mit Instinkten und Verhaltensweisen.

Eine andere Blondine wäre dieser Tage hundert Jahre alt geworden, und schon der Satz ‚Ist das eine Knarre in ihrer Hose oder freuen Sie sich nur so, mich zu sehen?‘ deutet an, daß Mae West in einer anderen Liga gespielt hat. Sie pflegte die Vorwärtsverteidgung und machte sich damit zum Subjekt statt zum Objekt der Begierden. Die Lupe zeigt am Dienstag um 18.15 und 20.30 Uhr DiE SCHÖNE DER NEUNZIGER JAHRE (1934) von Leo McCarey, am Mittwoch um dieselbe Zeit DIAMOND LIL (1933) von Lowell Wherman und an beiden Tagen um 22.45 Uhr MY LITTLE CHIKADEE (1940) von Edward Cline.

Wenn Frauen hassen

Von Nicholas Ray laufen im Türkendolch am Samstag um 16.30 und 20.45 Uhr JOHNNY GUITAR und am Mittwoch um 18.30 und 23 Uhr DENN SIE WISSEN NICHT, WAS SIE TUN. Ausgehend von Ray schrieb Norbert Grob in der Monographie bei Edition Filme: ‚Sich dem Rausch hingeben, fremden Abenteuern zu lauschen: nicht bloß hören und verstehen, sondern auch sehen, fühlen, erleben. Neue Eindrücke aufnehmen, im Hollywood-Kino heißt das: den stilistischen Spuren folgen, den Spuren des ganz eigenen Ausdrucks, den Momenten der Wagnisse.‘

Außerdem laufen ein paar Sachen, die bei uns im Kino untergegangen sind: Adrian Lynes Thriller JACOB’S LADDER, in dem Tim Robbins den Gespenstern seiner Vergangenheit begegnet (heute im Arena um 22.30 Uhr). Als Double Feature zwei Filme, die auf Schienen ins Verderben rollen, RUNAWAY TRAIN von Adrzej Konchalowski und NARROW MARGIN von Peter Hyams (am Montag im Arena um 20.30 Uhr). Und dann Filme, die man immer wieder sehen kann: Blake Edwards‘ PINK PANTHER (im Türkendolch am Dienstag um 16.30 und 20.45 Uhr) und Jean-Luc Godards Die Verachtung (im Isabella am Samstag um 23 Uhr).

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