‚In einem japanischen Garten muß man herumgehen‘, hat Toru Takemitsu gesagt, ‚das ist keine geradlinige Erfahrung, sie ist kreisförmig, gewunden wie die zyklische Form des karma: man kommt immer wieder zurück. Wenn ich Musik schreibe, plaziere ich Dinge in meinem musikalischen Garten.‘
Musikalische Gärten
Dem im Februar dieses Jahres verstorbenen japanischen Komponisten Toru Takemitsu hat das Filmmuseum eine Reihe gewidmet, in der alles versammelt ist, was im japanischen Kino gut und teuer ist. Von Akira Kurosawa laufen heute um 18 Uhr DODESUKADEN (MENSCHEN IM ABSEITS, 1970) und morgen um 21 Uhr RAN (1985), von Nagisa Oshima heute um 21 Uhr AI NO BOREI (IM REICH DER LEIDENSCHAFT, 1978) von Hiroshi Teshigahara am Dienstag um 18 OTOSHI ANA (DIE FALLE, 1962) und am Mittwoch um 18 und Donnerstag um 21 Uhr SUNA NO ONNA (DIE FRAU IN DEN DÜNEN, 1964). Am Samstag um 18 Uhr läuft Charlotte Zwerins PORTRÄIT DES KOMPONISTEN und danach John Junkermans DREAM WINDOW: REFLECTIONS ON THE JAPANESE GARDEN.
Wilder Haufen
Das Werkstattkino zeigt täglich um 21 Uhr den Director’s Cut von Sam Peckinpahs THE WILD BUNCH. Bei der Inszenierung des Showdowns, dem Battle of Bloody Porch, habe er, so heißt es, jenem Bild nachgejagt, das ihn ein Leben lang verfolgt habe: wie das Blut des ersten Rehs, das er in der Sierra Nevada geschossen hat, in Form einer Blume in den Schnee gespritzt ist. 352 Einstellungen in ebenso vielen Sekunden läßt er bei Wild Bunch das Blut spritzen, und wenn es auch nicht die Form einer Blume annimmt, so verwandelt er doch die Gewalt in eine Art der Poesie, ins traurige Gedicht von Männern, die nicht aus ihrer Haut können.
Architekt der Leere
Die Lupe zeigt am Dienstag um 18 und 20.15 Uhr (und das Kino Breitwand in Gilching am Sonntag um 21.30 Uhr) Michelangelo Antonionis L’AVVENTURA (1960), dessen Abenteuer darin besteht, wie die Bilder Giorgio de Chiricos um ein leeres Zentrum herumkonstruiert zu sein. Bei einem Bootsausflug auf die Liparischen Inseln geht Lea Massari verloren und taucht auch nicht mehr auf. Monica Vittis Suche nach ihr endet auf den langen Fluren des Hotel San Domenico in Taormina, und der Film mit einem Blick auf den Ätna.
Das Gegenprogramm wäre Federico Fellini, der eher ein Conferencier der Fülle war. Die Breitwand zeigt am Samstag, Montag und Dienstag um 91/2 Uhr Fellinis besten Film 81/2, seine Identifikation einer Frau, deren Horizont am Ende auch das Weltall ist.
Montand 75
Die Lupe erinnert am Dienstag an Yves Montand, der 75 Jahre alt würde, indem sie um 17.30 Uhr DER KRIEG IST VORBEI (Alain Resnais, 1965) und um 20 Uhr LOHN DER ANGST (Henri-Georges Clouzot, 1953) zeigt. Die zwei Seiten seines Charakters sind darin enthalten: Der Draufgänger auf der einen, der Denker auf der anderen – und dazwischen liegt wie immer jene unhörbare Melodie, der seine Bewegungen zu folgen scheinen.
Und wer erinnert sich an die Lupe, wenn sie in Bälde für immer schließen muß?