25. Februar 1998 | Süddeutsche Zeitung | Porträt | Steven Spielberg

Im Profil

Steven Spielberg 
Erfolgreichster Regisseur 
aller Zeiten

Die vergangenen zwölf Monate waren vielleicht kein annus horibilis für Steven Spielberg, aber Hollywoods ewiges, mittlerweile auch schon 50 Jahre altes Wunderkind hat schon bessere Jahre erlebt. Erst enttäuschte der erste Spielfilm seines mit Jeffrey Katzenberg und David Geffen 1994 gegründeten Studios Dreamworks SKG. Dann wurden zwei seiner Produktionen mit Plagiatsklagen überzogen – die Ideen zu dem von ihm produzierten TWISTER wie dem von ihm inszenierten AMISTAD seien geklaut worden. Und auch wenn die Klagen zurückgezogen oder niedergeschlagen wurden, landete das Sklaven-Drama AMISTAD (von Donnerstag an in deutschen Kinos) mit relativ bescheidenen 40 Millionen Dollar auf den hinteren Rängen der amerikanischen Hit-Listen. Dazu paßt dann auch, daß TITANIC gerade alle bestehenden – und mehrheitlich von Spielberg gehaltenen – Kassenrekorde einstampft und Spielbergs E.T. als erfolgreichsten Film aller Zeiten überholt hat.

Jeder andere in der Branche würde sich über Probleme dieser Art wahrscheinlich freuen – und auch Spielberg wird sich davon nicht unterkriegen lassen. Zumal er noch im Dezember auf Platz 1 der alljährlich von der Zeitschrift entertainment weekly veröffentlichten Liste der mächtigsten Menschen in der Unterhaltungsbranche landete und seine JURASSIC-PARK-Fortsetzung THE LOST WORLD zusammen mit dem von ihm produzierten MEN IN BLACK 1997 weltweit gut zwei Milliarden Mark einspielte. Wer so vom Erfolg verwöhnt ist, muß sich nicht wundern, wenn er stets daran gemessen wird. Das war schon immer so.
Mit 13 gewann Spielberg mit seinem ersten, 40minütigen Film einen Wettbewerb, mit 16 inszenierte er seinen ersten Langfilm. 1969 holte sein Kurzfilm AMBLIN, nach dem er später seine Produktionsfirma benannte, Preise in Venedig und Atlanta, und Universal schloß mit dem 20jährigen einen Sieben-Jahres-Vertrag. Zwei Jahre später drehte er DUELL, der 350 000 Dollar kostete und fünf Millionen einspielte.

1975 läutete DER WEISSE HAI die Ära der sogenannten Blockbuster ein, bei denen es nicht nur auf Qualität, sondern vor allem auf Quantität ankommt. Es folgten UUHEIMLICHE BEGEGNUNG DER DRITTEN ART, E.T. und die INDIANA-JONES-Filme. Auch als Produzent hatte Spielberg eine goldene Nase: dreimal ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT oder FALSCHES SPIEL UM ROGER RABBIT, aber auch Fernsehserien wie ER oder EARTH 2. Nach all diesen Erfolgen fehlte Spielberg nur noch eins: der Oscar.

Selbst dieser Traum wurde wahr: 1994 gewann er mit SCHINDLERS LISTE gleich mehrere Oscars und wendet seither seine Aufmerksamkeit auch auf andere, filmfremde Projekte. Die Shoah-Foundation, die von ihm mit 60 Millionen Dollar ausgestattete Stiftung zur Dokumentation des Holocaust, hat die Erinnerungen von über 40 000 Überlebenden aufgenommen – 100 000 Stunden Material.

So ist Steven Spielberg seinem Vorbild Peter Pan, der ewig Kind bleiben wollte, doch noch entwachsen. Schließlich hat er selbst schon sechs Kinder, eins von seiner ersten Frau Amy Irving, drei von der zweiten, Kate Capshaw, und zwei Adoptivkinder.

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