05. Januar 2001 | Süddeutsche Zeitung | Porträt | Robert Duvall

Siebzig ... Duvall

Manchen Leuten reicht ein Spruch, um in die Filmgeschichte einzugehen – für Robert Duvall jedoch ist der Satz aus APOCALYPSE NOW, er liebe den Geruch von Napalm am Morgen, nicht mehr als eine Rose im Knopfloch seiner Karriere. Der Mann ist – das kann man durchaus so apodiktisch formulieren – der beste Schauspieler seiner Generation. Was das heißt? Dass die Kamera minutenlang auf seinem Gesicht verweilen kann, ohne den Eindruck von Langeweile zu erzeugen. Eine Unergründlichkeit liegt in seinen Zügen, eine Energie in seinem Blick, die stets eine Herausforderung, wenn nicht gar eine Provokation darstellen. Unter keinen Umständen möchte man sich mit ihm anlegen müssen, schon gar nicht, wenn er anfängt zu lächeln. Wenn er Cops, Anwälte oder Bosse gespielt hat, dann waren die Momente jenes unerklärlichen Lächelns stets die gefährlichsten. Und man muss gar nicht seine einzelnen Rollen aufzählen, weil Duvall in jedem Film Ruhepol und Motor zugleich ist, auch in Nebenrollen ein Magnetfeld aufbaut, in dessen Nähe die Spannung steigt und der Film zu knistern anfängt. Natürlich hat er es nie zu dem gebracht, was man Superstar nennt – dafür ist sein Schädel zu knochig und seine Ausstrahlung zu ambivalent. Und weil sonst seine Gabe eher minimalistisch ist, hat er sich 1997 als Regisseur mit APOSTEL! einen Traum erfüllt und eine Rolle gespielt, in der er als bigotter Prediger richtig auf die Tube gedrückt hat. Dies sei ihm auch zum 70., am Freitag, gewünscht.

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