Der Bund und die Kinemathek
Der Besuch der nicht so alten Dame
Frau Weiss ist um ihr Amt nicht unbedingt zu beneiden. Alle wollen Geld, nur wenige kriegen es, und der Rest ist beleidigt oder macht Radau. Auch in Sachen Film hat sie es nicht leicht, weil ihr Einsatz für die Deutsche Filmakademie umstritten ist, und ihre Schirmherrschaft beim Filmkanon für Schulen bringt auch vorwiegend Nörgler auf den Plan. Um so erfreulicher müssen jene Termine sein, bei denen sie zur Abwechslung den Weihnachtsmann spielen und in glückliche Gesichter blicken darf. Hans Helmut Prinzler etwa, Direktor der Deutschen Kinemathek und des Filmmuseums Berlin, durfte gestern strahlen, weil der Besuch der Staatsministerin für Kultur im Filmmuseum so etwas wie ein „physischer Beweis“ dafür war, daß der Bund fortan die Finanzierung der Stiftung Deutsche Kinemathek vollständig übernimmt. Damit wird der nationalen Bedeutung des Museum Rechnung getragen, das nun eine Planungssicherheit hat, die durch den Berliner Haushalt so nicht gewährleistet war. Frau Weiss wurde zum Einstand von Prinzler selbst durchs Museum im Sony-Komplex geführt und bekam in den Räumen eine Ahnung, daß womöglich all die Projekte zum Thema Film vernetzt sein könnten. Wenn man an der Totenmaske von Murnau, den Kulissen Caligaris, den Telegrammen Sternbergs oder den Kleidern Marlenes vorbeiwandert, wird leichter begreiflich, warum ein Filmkanon durchaus auch eine nationale Angelegenheit ist, bei der zwischen deutschem Erbe und globalisierten Sehgewohnheiten vermittelt werden muß. Und daran knüpft sich auch die Vorstellung an, daß auch eine Deutsche Filmakademie, die mit dem Filmpreis sehr gegenwärtige Ziele verfolgt, an Traditionen wird anknüpfen müssen, die im Filmmuseum Berlin zu besichtigen sind. Das ist Zukunftsmusik, aber es schadet nicht, wenn man sich wie Frau Weiss erst mal mit der Vergangenheit vertraut macht.