02. Oktober 1995 | Süddeutsche Zeitung | Glosse | Französische Schauspielerinnen

Die Fünferbande: French Kiss

Immer, wenn es heißt, die Französin als solche sei ein verblaßter Mythos und vom Aussterben bedroht, wachsen wieder neue nach. Klar, denn auch Französinnen fangen mal klein an. Und deshalb gilt heute wie einst: Her mit den kleinen Französinnen!

Sophie Marceau
Erst war sie BOUM-BOUM-Sophie und feierte eine Fete nach der anderen. Dann war Schluß mit lustig: Sie lernte einen etwa 400 Jahre älteren polnischen Regisseur kennen und wurde eine Frau. Für die Zukunft heißt die Losung: Liebling, ich werde jünger.

Brigitte Bardot
Sie hat aus dem Schmollen eine Kunstform gemacht. Wahrscheinlich, weil ihr alle dauernd an die Wäsche wollten. Dafür hat sie sich gerächt: Sie entdeckte ihr Herz für lebende Pelzmäntel und fällt seither unter Artenschutz. Ihr Programm: Ein Hauch von Nerz.

Charlotte Gainsbourgh
Ihr liegt’s im Blut: Schon ihre Mutter sprang minderjährig und nackt durch BLOW-UP. Dann hat sie mit ihrem gleichnamigen Vater eine Platte mit dem Titel „Lemon Inzest” gemacht, um gleich mal die Richtung vorzugeben. Seither ist sie keinen Deut älter geworden: Forever Young.

Julie Delpy
Auch bei ihr ging’s gleich mit Inzest los. Das war später nicht anders, aber da spielte wenigstens Sam Shepard den Vater. Aber die Amerikaner stehen auf sie – vermutlich, weil sie einen Teint wie ein Cheeseburger bei Neonlicht hat. Ihr Motto: Ein Gespenst geht nach Westen.

Vanessa Paradis
Ein Name wie aus dem Computer: Die muffigste Versuchung, seit es Lolitas gibt. Sie ist wirklich fortwährend schlecht gelaunt. Aber der Franzose mag das. Und Lenny Kravitz. Drum schnurrt sie bis in alle Ewigkeit: Be My Baby.

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