11. März 1996 | Süddeutsche Zeitung | Glosse | Regisseure & Lieblingsschauspieler

Die Fünferbande: Alter Ego

Regisseure haben auch nicht Lust, dauernd neue Leute kennenzulernen. Drum nehmen sie lieber öfter mal dieselben. Ist auch in Ordnung: da weiß man wenigstens, was man hat.

Scorsese/De Niro

In „Casino” steht De Niro zum achten Mal vor Martin Scorseses Kamera,und mittlerweile sind die beiden schon sowas wie ein altes Ehepaar. Waseine Ehefrau allerdings nie für ihren Gatten tun würde: 30 Kilo zunehmen, um wie ein wilder Stier aus-zusehen. Das ist eben wahre Liebe.

Truffaut/Léaud

Jean Pierre Léaud war 13, als ihn François Truffaut für seinen ersten Film „Sie küßten und sie schlugen ihn”castete. Danach hat ihn der Regisseur noch vier weitere Male zum Zentrum seiner Filme gemacht und ihmbeim Älterwerden zugesehen. Ihr Motto war: Fast wie im richtigen Leben.

Ford/Wayne

Sein Programm war denkbar einfach: „Mein Name ist John Ford. Ich mache Western.” Das war John Wayne, den sie einfachheitshalber Duke nannten, auch recht. Weil sie auch ohne einander ziemlich gut zurechtkamen, waren ihre 15 gemeinsamen Filme umsobesser. Am besten in „The Searchers”.

Von Sternberg/Dietrich

Als sich die beiden kennenlernten, war sie eine Berliner Göre, sieben Filme später war daraus ein Wunderwesen aus Licht und Schatten geworden. Sie hat auch danach nie vergessen, daß es der falsche Adelige war, von dem sie wußte, was man wissen muß – um stets eine gute Figur zu machen.

Achternbusch/Achternbusch

Weil der Regisseur kein Geld hat, besetzt er den einzigen Star, den erkriegen kann: sich selbst. Noch alterer geht das Ego gar nicht. Warum aber besetzt nicht mal jemand anderesden coolen Herbert als Bösewicht.

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