19. September 2003 | Frankfurter Allgemeine Zeitung | Filmkritiken, Rezension | Tricks

Ridley Scott und Nicolas Cage stellen sich selbst ein Bein: TRICKS im Kino

Natürlich ist Ridley Scott ein guter Regisseur, einer der allerbesten womöglich, und selbstverständlich gehört Nicolas Cage zu jenen Schauspielern, denen man immer gerne zusieht. Nun haben die beiden zusammengearbeitet, und TRICKS (im englischen Original MATCHSTICK MEN) ist erwartungsgemäß ein Film geworden, gegen den man nicht viel sagen kann – außer den entscheidenden Einwand, daß hier zwei Könner einfach etwas zu genau wissen, was sie tun. Auf den ersten Blick ist das noch gar kein Nachteil, weil es schließlich um Trickbetrüger geht, um Leute, die ihr Spiel mit der Gutgläubigkeit der anderen treiben, um Berechnung also. Da kann es eigentlich nicht schaden, wenn auch der Film kalkuliert wirkt und versucht, die Zuschauer hinters Licht zu führen. Aber auch wenn der Plot den Tonfall rückwirkend legitimiert, bleibt der Eindruck, daß Scott und Cage nicht wirklich mit dem Herzen bei der Sache sind, sondern nur ihr immenses Repertoire abspulen.

Nicolas Cage spielt also einen Trickbetrüger und Sam Rockwell (Foto) seinen Partner, und wenn es nur darum ginge, daß die beiden aus Berufsgründen dick auftragen, würde die Rechnung der Geschichte womöglich aufgehen. Aber Cage wird als Zwangscharakter mit so vielen Neurosen ausgestattet, daß jedes Schauspielseminar seine Freude daran hätte. Er hat einen Sauberkeitsfimmel, ist Kettenraucher, fängt unter Streß an, nervös mit den Augen zu zwinkern und zu stottern, muß jedes Schloß dreimal umdrehen, ehe er das Haus verläßt, und bekommt an der freien Luft leicht Angstzustände. Natürlich kriegt Cage all diese Ticks spielend in den Griff, aber selbst für eine Komödie wirken seine Marotten einigermaßen überzogen.

Man kann sich auch kaum ein Genre vorstellen, für das Ridley Scotts visuelle Strategien weniger geeignet wären – mit Ausnahme des Rührstücks vielleicht. Genau in das verwandelt sich der Film jedoch, als eine halbwüchsige Tochter (Alison Lohman) auftaucht, die der Vater noch nie zu Gesicht bekommen hat. Natürlich verträgt sich das Verhalten eines Teenagers kaum mit den Sorgen eines Putzfanatikers, aber wie das in solchen Geschichten eben so ist: Die aufgeweckte Kleine zieht den Vater nach allen Regeln der Kunst über den Tisch. Sentimentale Anwandlungen waren bei Scott schon immer Mittel zum Zweck, doch auch wenn es hier um Trickbetrug geht, heiligt der Zweck nicht alle Mittel. Daß die Zuschauer genarrt werden, mag Absicht sein, aber man läßt sich nicht gern an der Nase durch einen Film führen.

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