23. Oktober 2003 | Frankfurter Allgemeine Zeitung | Filmkritiken, Rezension | Jeepers Creepers

Filme auf DVD

Victor Salvas "Jeepers Creepers"

Schon CLOWNHOUSE war 1988 ein vielversprechendes Debüt, und als sieben Jahre später POWDER ins Kino kam, ein von der Kritik bejubelter Film über einen Albino-Jungen, schien nichts Victor Salvas Karriere aufhalten zu können. Doch dann meldete sich ein junger Mann zu Wort und erklärte, warum Salva für seinen zweiten Film so lange gebraucht hatte: Er war des Kindesmißbrauchs überführt worden, und der einst zwölfjährige Junge war es, der sich nun an die Öffentlichkeit wandte. Plötzlich wollte mit POWDER keiner mehr etwas zu tun haben. Trotzdem, die Strafe war verbüßt, und nachdem Salva in RITES OF PASSAGE seine Vergangenheit thematisiert hatte, gelang ihm 2001 mit JEEPERS CREEPERS ein bemerkenswertes Comeback, ein Horrorfilm, der mit bemerkenswert wenig Effekten auskam und erfolgreich genug war, daß nun sogar eine Fortsetzung ins Kino kommt.

In JEEPERS CREEPERS (VCL 55668, zwei Discs, Audiokommentar von Salva und zahlreiche Extras) gelingt es dem Regisseur, sowohl dem postmodernen Horror à la SCREAM Rechnung zu tragen, wo sich die Opfer der filmischen Musterhaftigkeit allzeit bewußt sind, als auch sich vor seinen Lieblingsfilmen zu verneigen, weil sein Creeper durchaus Ähnlichkeit mit der CREATURE FROM THE BLACK LAGOON besitzt und der Anfang stark an Spielbergs DUELL erinnert.

Es geht wie im Märchen um ein Geschwisterpaar (Gina Philips und Justin Long), das durchs Hinterland von Florida unterwegs zu seinen Eltern ist und dabei aus dem Auto sieht, wie ein Mann neben einer alten Kirche mannsgroße blutbefleckte verschnürte Bündel in ein großes Brunnenrohr wirft. Das Gesetz des Genres will es, daß die beiden ihrer Neugier nachgeben, die Postmoderne erfordert, daß das Mädchen dabei sagt, in jedem Horrorfilm gebe es so eine Szene, in der einer der Jugendlichen so etwas völlig Idiotisches macht. Was folgt, ist ein Höllensturz, der nicht nur an Fresken erinnert, sondern so malerisch und melancholisch ist, wie man das in diesem Genre nur selten erlebt.