25. Mai 1999 | Süddeutsche Zeitung | Rezension, Videoclip-Kritik | Run On

Videotext: Moby/ Run On

Regie: Mike Mills

„Jesus lebt!‘ ist zweifellos eine der sonderbareren Botschaften im Weltclipwesen. Oder wie soll das zu verstehen sein, wenn ein junger Mann, der tot auf der Straße liegt, plötzlich im Himmel Telephonseelsorge macht und frustrierten Aerobic-Lehrerinnen auf die Sprünge hilft? Die Musik macht ohne Frage gute Laune, aber der Clip ist das reinste Mysterium. Die Geschichte wird nämlich rückwärts erzählt und zerfällt dadurch vollends in ihre Bestandteile. Und außerdem sind die Szenen keineswegs so gestaltet, daß man sich ernsthaft fragen würde, was davor geschah. Wird aber dennoch erzählt. Prima Idee, denkt man erst, aber dann entwickelt man doch stark das Bedürfnis, es möge mal jemand kommen und die ganzen Clip-Brüder fragen: Was soll’s? Vielleicht würde sich dann mal herausstellen, daß an einer Antwort gar niemand interessiert ist. Also müssen wir uns fürs erste mit folgender Botschaft begnügen: Jesus lebt! Er ist im Himmel unter einer gebührenfreien Nummer zu erreichen! Aber er weiß auch keine Antwort!!! Oder haben wir mal wieder irgendwas verpaßt?

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