03. Januar 1997 | Süddeutsche Zeitung | Film-Tips, Rezension | Film-Tips 03.01.1997

Das neue Jahr geht schon wieder gut los: Das Filmmuseum bringt Wong Kar-Wei, Werner Schroeter und Karel Reisz, und das Werkstattkino Black Cinema.

King Hongkong

Von Dienstag an kann man im Filmmuseum sehen, daß ein Regisseur wie Wong Kar-Wei nicht mit CHUNGKING EXPRESS vom Himmel gefallen ist, sondern auch vor her schon Filme gemacht hat, die der Rede wert waren. AS TEARS GO BY (1989) läuft am Dienstag um 18 und Mittwoch um 21 Uhr, und der Originaltitel MONGKOK CARMEN sagt schon einiges, woher sich Kar-Wais Kino speist: In Mongkok liegen die mean streets von Hongkong, auf denen sich die Triaden Gefechte liefern, und Carmen weist darauf hin, daß in diesen Filmen die Liebe immer von opernhafter Unbedingtheit und rot wie Blut ist. DAYS OF BEING WILD (1990) läuft am Dienstag um 21 Uhr und am Mittwoch um 18 Uhr, in dem Kar-Wai zum ersten Mal mit seinem Kameramann Christopher Doyle zusammengearbeitet hat und über den Tony Ryans geschrieben hat, es sei der erste Film in dem sich nostalgische Vergangenheit mit dem Schock der Zukunft reimt.

Blaxploitation

Zum Start von Marion Van Peebles PANTHER, der um 21 Uhr läuft, werden nochmal zwei Filme aus dem Jahr 1972 gezeigt, als black irre beautiful und schwarzer Glamour hip wie nie war. Bis Montag läuft um 23 Uhr SUPERFLY, der auch nur die Fortsetzung des weißen Kinos mit anderer Besetzung gewesen wäre, wenn nicht Curtis Mayfield die Musik dazu eingespielt hätte – vor allem der Titelsong ist so ultracool, daß einem die Siebziger im nu leibhaftig vor Augen stehen. Ab Dienstag dann um dieselbe Zeit SLAUGHTER, mit dem sich American International Pictures an den Trend anzuhängen versuchten und dazu immerhin die bezaubernde Stella Stevens aufbieten konnten.

Underground

‚Ich kenne keinen außer mir‘, schrieb Rainer Werner Fassbinder über Werner Schroeter, ‚der so verzweifelt konsequent einer wahrscheinlich infantilen, dummdreisten Utopie von so etwas wie Liebe hinterherrennt und den immergleichen graugrünen Erfahrungen hilflos gegenübersteht…Werner Schroeter nun, der in der Filmgeschichte später mal einen Standort haben wird, den ich in der Literatur als einen Platz irgendwo zwischen Novalis, Lautréamont und Louis Ferdinand Céline bezeichnen würde, war eben zehn Jahre lang ein ‚Underground-Regisseur.‘

Das Filmmuseum zeigt am Freitag um 18 Uhr ARGILA und DER BOMBERPILOT und um 21 Uhr PAULA – JE REVIENS, AGGRESSIONEN und NEURASIA. Am Samstag dann um 18 Uhr EIKA KATAPPA (auch Donnerstag 21 Uhr) und um 21 Uhr SALOME (auch Donnerstag 18 Uhr).

Für Kinder zeigt das Filmmuseum am Sonntag zwei Filme nach Erich Kästner: um 11 Uhr MÜNCHHAUSEN, wo den Kleinen die Augen übergehen werden, und um 15 Uhr EMIL UND DIE DETEKTIVE .

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