20. Januar 1996 | Süddeutsche Zeitung | Porträt | George Burns

Längste Zigarre der Welt George Burns wird 100

Vielleicht kann man in diesem Gewerbe nur hundert Jahre alt werden, wenn man die Dinge so gelassen nimmt wie George Burns. In einem Alter, das die meisten gar nicht mehr erleben, ging es bei ihm erst richtig los. 1975 spielte der US-Komiker und Schauspieler an der Seite des giftigen Walter Matthau in Die SunnyBoys einen noch giftigeren Alten und gewann dafür einen Oscar.

Da war er 80 und seit 36 Jahren in keinem Film mehr aufgetreten. Burns meinte dazu nur: ‚Wenn das so gut klappt, werde ich von jetzt an alle 36 Jahre einen Film drehen.‘ Er konnte aber dann doch nicht nein sagen, als man ihm in dem Film Oh Gott die Titelrolle anbot. Seither weiß man, daß Gott Zigarre raucht.

Am Samstag wurde Burns nun 100. Eigentlich heißt er ja Nathan Birnbaum und ist mit elf Geschwistern in der Lower East Side in New York groß geworden. Danach kann einen vermutlich nichts mehr schrecken.

Er lernte beim Vaudeville, trat sogar auf Rollschuhen auf und machte dann mit seiner Frau Gracie Allen beim Radio, Film und Fernsehen Karriere.

Mittlerweile ist er seit 31 Jahren Witwer und steht in dem Ruf, stets die schönsten Begleiterinnen der Branche an seiner Seite zu haben. ‚Mit Mädchen meines Alters kann ich nicht ausgehen‘, sagt Burns, ‚weil es keine Mädchen meines Alters mehr gibt.‘

George Burns ist mit Brille, Toupet und Zigarre so fest verwachsen, daß man den Eindruck hat, daß er schon so zur Welt gekommen sein muß. Und sein Grinsen ist so breit, daß es schon Heiterkeit erregt, ehe er überhaupt eine Miene verzogen hat. Burns gehört zu jenen US-Komödianten alter Schule, die in jeder Lebenslage einen Witz parat haben. Legendär sind dabei seine Songs, die er immer als Hits ankündigt, aber nie zu Ende bringt, weil ihm zwischendurch immer wieder neue Scherze einfallen.

Sein Alter betreffend hat er lediglich festgestellt: ‚Die Rauchringe aus meiner Zigarre werden immer kleiner‘. Seinen Auftritt im Cesars Palace hat er jetzt zwar aus Krankheitsgründen absagen müssen, aber auf die Geburtstags-Zigarre wird er deshalb sicher noch lange nicht verzichten. Die ausgefallenen Vorstellungen, meinte er jetzt schon, könnten ja an einem späteren Geburtstag nachgeholt werden.
MICHAEL ALTHEN

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