Stolz auf Oscar
Mit den Academy Awards zelebriert sich Hollywood selbst
Am 16. Mai 1929 fand im Blossom Room des Hollywood Roosevelt Hotels die erste Academy Award Ceremony statt. Doch die meisten Sieger waren zur Preisverleihung gar nicht anwesend: Emil Jannings etwa, der als bester Schauspieler ausgezeichnet wurde, war schon wieder nach Deutschland zurückgekehrt und hatte vorher noch ein Telegramm geschickt, in dem er verlangte, man solle ihm den Preis doch einfachheitshalber gleich aushändigen. Der Preis hieß damals noch schlicht Academy Award, aber es war bereits derselbe Goldjunge, der zum Markenzeichen geworden ist. Die Autorin Frances Marion schrieb schon damals, die Statuette sei ein perfektes Symbol fürs Filmgeschäft: der Teil des Kopfes, in dem für gewöhnlich das Hirn sitze, sei abgeschnitten. Dustin Hoffman sagte es so: „Typisch Hollywood, ein Riesenschwert und keine Genitalien.”
Verspottet wurde der Preis also von Anfang an, aber weil Hollywood nichts so gerne tut, wie sich selbst zu feiern, war der Siegeszug der jährlichen Zeremonie nicht aufzuhalten. Und schon bald bürgerte sich der etwas handlichere Name Oscar für den Academy Award ein. Wobei nach wie vor umstritten ist, wie der Oscar zu seinem Namen gekommen ist. Die populärste Geschichte handelt von der Bibliothekarin Margaret Herrick, die ausgerufen haben soll, die Figur sehe ja aus wie ihr Onkel Oscar. Auch die Schauspielerin Bette Davis wird manchmal als Taufpatin angeführt; sie soll durch die Figur an ihren ersten Ehemann Harmon Oscar Nelson erinnert worden sein. Und der Dritte ist der Filmkolumnist Sidney Skolsky, der darauf beharrte, den Namen als Erster verwendet zu haben. Von 1931 an war der Name jedenfalls gebräuchlich. Sicher ist nur, dass die Figur 34,3 Zentimeter groß ist und knapp vier Kilo wiegt.
Zum 73. Mal wurden in der Nacht zum Montag die Oscars vergeben, und mancher wird über die Entscheidungen der etwa 5700 Mitglieder der Academy of Motion Picture Arts and Sciences den Kopf schütteln. Aber womöglich liegt gerade in der Fehlbarkeit der Academy – die beispielsweise Regisseure wie Hitchcock und Kubrick nie ausgezeichnet hat – das Geheimnis ihres Erfolgs. Die Veranstaltung wäre nicht halb so spannend, wenn es nicht immer wieder Überraschungen gäbe: Wenn nicht immer wieder Mal ein Meisterwerk wie Apocalypse Now gegen einen Heuler wie Kramer gegen Kramer verlöre, würde es nicht so viel Spaß machen, auf den Ausgang zu wetten.
Schon seit Jahren wird moniert, die Show sei mit ihren bis zu vier Stunden viel zu lang – kein Wunder bei 23 Kategorien und entsprechend vielen Dankesreden. Die längste dauerte übrigens länger als fünf Minuten, in denen die Schauspielerin Greer Garson 1943 allen dankte, beginnend bei dem Arzt, der sie zur Welt gebracht hatte. Kein Vergleich zu dem Mafia-Darsteller Joe Pesci, der 1991 einfach sagte: „Ist mir eine Ehre. Danke sehr!” Marlon Brando wiederum kam für Der Pate gar nicht, sondern ließ die Indianerin Sacheen Littlefeather eine fünfseitige Erklärung verlesen, die gegen die Situation der Indianer protestierte. Und David Niven wurde 1974 von einem Flitzer überrascht, der hinter ihm nackt die Bühne überquerte. Der Brite behielt die Fassung und sagte: „Der Mann bekommt den einzigen Lacher seines Lebens dafür, dass er seine Mängel zur Schau stellt.”
Es bleibt dabei: There’s no business like show business.