15. Dezember 2003 | Frankfurter Allgemeine Zeitung | Porträt | Jamie Lee Curtis

Jamie Lee Curtis

Königin der Schreie

Wenn es im Kino so etwas wie Adel gäbe, dann würde in ihren Adern nur blaues Blut fließen. Denn Jamie Lee Curtis, die seit Donnerstag in der Verwechslungskomödie FREAKY FRIDAY zu sehen ist, gehört zur Aristokratie von Hollywood. Ihr Vater ist Tony Curtis, ihre Mutter Janet Leigh. Als jedoch PSYCHO in die Kinos kam, waren die Eltern bereits getrennt, und Jamie wuchs bei der Mutter auf. So wie diese durch die Duschszene unsterblich wurde, schien auch die Tochter am Anfang ihrer Filmkarriere darauf festgelegt, von Psychopathen verfolgt zu werden. SCREAM QUEEN wurde sie genannt, nachdem Jamie Lee Curtis in John Carpenters HALLOOWEEN und THE FOG, in PROM NIGHT und TERROR TRAIN zur Ikone des modernen Horror-Genres geworden war. Hollywood forderte vollen Körpereinsatz, und sie spielte willig mit, zeigte in der Komödie DIE GLÜCKSRITTER ihre Brüste und war als Aerobic-Lehrerin in PERFECT der Inbegriff des Körperkults der Achtziger.

Es gibt Scharen von Schauspielerinnen, die an der Erfahrung zugrundegehen, daß man in diesem Rollenfach nicht alt werden kann. Bei Jamie Lee Curtis hatte man paradoxerweise schon damals den Eindruck, sie habe selbst dort alles im Griff, wo sie kaum mehr als ein Objekt männlicher Phantasien war. Sie trug zwar den Beinamen „Freeze Frame“, in Anspielung auf die Standbilder des Videorecorders, in denen man die Nacktszenen ausgiebig studieren konnte, aber sie wirkte stets intelligenter, als ihr Ruf das vermuten ließ. Und tatsächlich bestätigten Rollen wie EIN FISCH NAMENS WANDA, daß sie von ihrem Vater das komödiantische Talent geerbt hat, und als knallharte Polizistin in BLUE STEEL konnte sie zeigen, daß sie eine der interessantesten Schauspielerinnen ihrer Generation ist. Aber mehr als ein Golden Globe für ihre Rolle an Schwarzeneggers Seite in TRUE LIES sprang dabei kaum heraus, auch die Fortsetzungen von HALLOWEEN und WANDA hielten kaum, was sie versprachen. Zu ihrem neuen Film FREAKY FRIDAY, in dem sie durch ein vertauschtes Glückskeks im Körper ihrer fünfzehnjährigen Tochter landet, paßt durchaus, daß sie vergangenes Jahr von sich reden gemacht hatte, als sie sich für das Magazin „More“ fotografieren ließ und dabei auf die üblichen Illusionskünste verzichtete. Ohne Fotoretuschen stellte die Mittvierzigerin in Unterwäsche ihren Körper zur Schau, um dem Schönheitswahn entgegenzutreten. Sie bekannte sich sogar zu kleineren Schönheitsoperationen, die aber nichts gebracht hätten. Für ihre unverstellten Bilder erhielt sie fast so viel Zuspruch wie für ihre Kinderbücher, mit denen sie regelmäßig in den Bestsellerlisten landet.

Warum Jamie Lee Curtis ihrem exzellenten Ruf zum Trotz in vergleichsweise wenig interessanten Filmen mitgespielt hat, weiß sie selbst kaum zu sagen. In Interviews schiebt sie es auf mangelnden Ehrgeiz und auf die Einsicht, daß letztlich ein intaktes Familienleben mehr wert ist. Seit fast zwanzig Jahren ist sie mit Christopher Guest verheiratet, hat mit ihm zwei Kinder adoptiert und ist seit 1996 tatsächlich blaublütig. Ihr Mann ist nämlich durch eine Erbschaft seit 1996 der fünfte Baron Haden-Guest.

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