16. September 1994 | Süddeutsche Zeitung | Porträt | Lauren Bacall

Mit dieser Frage entflammte 1944 Lauren Bacalls Stern am Kinohimmel – er hat bis heute, da sie siebzig wird, nicht aufgehört zu strahlen. Daß es in der ersten Szene von Howard Hawks‘ HABEN UND NICHTHABEN zwischen ihr und Bogart heftiger als üblich funkte, konnte jeder sehen, der Augen im Kopf hat. Sie war zwanzig und sah aus, als hätte sie bereits ein Leben lang Männer mit diesem gewissen Blick um Feuer gebeten. Dabei betont sie immer wieder, daß sie zum einen bis dahin brav bei ihrer Mutter gelebt habe und zum anderen in der Szene so nervös war, daß sie ihren Kopf senkte in der Hoffnung, niemand werde ihr Zittern bemerken: ‚Wenn jemand mit mir sprach, hob ich also den Blick und nicht das Gesicht.‘ Das war die Geburt eines Stars – und einer großen Liebe. Kurz darauf heirateten die beiden und spielten in der Folge zusammen in THE BIG SLEEP, DARK PASSAGE und KEY LARGO. Seither schien ihre Karriere immer ein wenig in seinem Schatten zu stehen, dabei hatte sie schon vor seinem Tod 1957 jede Menge großer Rollen ohne ihn: Bei Minnelli in THE COBWEB und DESIGNING WOMAN, bei Douglas Sirk in WRITTEN ON THE WIND, bei Curtiz, Wellman und Negulesco – und demnächst bei Robert Altman in PRÊT-À-PORTER. Und wie alle Frauen, bei denen Schönheit eine Charaktersache ist, kann Lauren Bacall auch heute noch stolz sein, wenn sie in den Spiegel blickt. Und noch immer gibt es kaum Frauen, denen man es abnehmen würde, wenn sie sagten: ‚Pfeif einfach, wenn Du mich brauchst. Du weißt doch, wie man pfeift, oder? Du spitzt einfach die Lippen und bläst.‘

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