24. Januar 2001 | Süddeutsche Zeitung | Filmkritiken, Rezension | Sumo Bruno

Dicke Dinger

SUMO BRUNO, ein Film von Lenard F. Krawinkel

Nehmen wir mal Oliver Korittke. Der Mann gehört sicher zu den angenehmsten Schauspielern hierzulande. Man sieht ihm gerne zu, weil er sich vor der Kamera sichtlich wohl fühlt. Er spricht, wie ihm der Schnabel gewachsen ist und redet sich dabei gerne um Kopf und Kragen. Sein Leben ist grundsätzlich ein Chaos, aber er hat das Herz am rechten Fleck. So weit, so gut. Es ist nur so, dass Korittke genau diese Rolle nun schon mehrfach gespielt hat – und das ist auf Dauer ein bisschen wenig. Zumindest für einen Film, der ganz gut ohne solche Typen auskommen könnte.

SUMO BRUNO hat eine ganz tragfähige Ausgangsidee: Ein Dicker entdeckt das Sumo-Ringen und also einen Weg, die eigene Schwerkraft zu überwinden oder sie zumindest zum eigenen Vorteil zu nutzen. Da fügt es sich, dass die Weltmeisterschaft der Sumo-Ringer – wie im wirklichen Leben auch – zum ersten Mal außerhalb Japans stattfindet, nämlich im sächsischen Riesa, der „Partnerstadt von Tschernobyl”. Der 200 Kilo schwere Bruno hat also ein Ziel – nur verliert er es immer wieder aus den Augen. Das ist also der Film: wie dem Dicken beigebracht wird, an sich zu glauben.

Tatsache ist aber, dass Regisseur Lenard Krawinkel das Sumo-Ringen nie so ernst nimmt, wie es die Sache verdient hätte, sondern nur als Mittel zum Zweck sieht, seine freudige Botschaft zu verkünden, dass man auch hierzulande willens ist, Filme für die ganze Familie zu machen. Statt also auf die Rituale des Sumo-Ringens zu vertrauen, hat man stets den Eindruck, es gehe Krawinkel viel eher um die nicht sonderlich aufregenden Geschichten, die er darum herum gestrickt hat. Da gibt es dann noch einen kleinen selbstmordgefährdeten dicken Jungen, seine junge unglückliche Mutter, einen schmierigen Veranstalter, einen absonderlichen Wahljapaner und was man sich sonst noch so einfallen lässt, wenn man erzählen möchte, aber nicht weiß, was. Nichts steht einfach mal für sich, hinter jeder Einstellung lauert eine Absicht. Und wenn es etwas gibt, was man von den Amerikanern lernen kann, dann jene Überzeugung, dass man ein Thema auch ernst nehmen muss.

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