23. September 1988 | Die Zeit | Filmkritiken, Rezension | Schmeiss die Mama aus dem Zug

SCHMEISS DIE MAMA AUS DEM ZUG von Danny De Vito

Wie lerne ich besser schreiben? Larry bemüht sich wirklich redlich, seinem Kurs die Feinheiten der Dichtkunst beizubringen. Seine Anregung jedoch, sich soweit wie möglich an die Wirklichkeit zu halten, nimmt die Klasse allzu wörtlich. Mit hemmungslosem amerikanischen Pragmatismus werden die Grenzen zwischen Phantasie und Fakten niedergerissen — und keiner weiß mehr, auf welcher Seite er sich eigentlich befindet. Larry (Billy Crystal) hat ein Problem. Er hat einen Roman geschrieben, seine Ex-Frau hat ihn veröffentlicht. Sie heimst den Ruhm ein, er kann nicht mehr schreiben. Owen (De Vito) hat auch ein Problem. Er möchte gern schreiben, aber seine ekelhafte Mutter (Anne Ramsey) terrorisiert ihn bis aufs Blut. Im Kino kommt ihm die Erleuchtung. Er bringt Larrys Frau um die Ecke, und dafür schmeißt Larry die Mama aus dem Zug. Wie in Hitchcocks DER FREMDE IM ZUG. So funktioniert der Film, und er macht auch keinen Hehl daraus. Der direkte Weg ist der kürzeste — von einer Bananenschale zur nächsten. So kommt es zu einer Reihe von Kurzschlüssen zwischen Realität und Fiktion. Und aus dem Schreibprozeß der hoffnungslosen Autoren wird reinster geistiger Slapstick. Drum folgt die Kamera dem Buch auch glatt aufs Wort: Sie stellt die Welt auf den Kopf und verzerrt sie zur Widerwärtigkeit. Der Schauspieler Danny De Vito ist klein und dick, bitterbös und saukomisch. Seine erste Regiearbeit ist ihm wirklich auf den Leib geschrieben.

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