04. August 1989 | Die Zeit | Filmkritiken, Rezension | Die Palm Beach Story

DIE PALM BEACH STORY von Preston Sturges

Der Film hat die Schönheit eines Reißverschlusses. Aber er funktioniert nicht so. Im Gegenteil. Mit einem Reißverschluß, der klemmt, fängt alles an und hört auch alles auf. Ursprünglich sollte der Film IST HEIRAT NÖTIG? heißen, aber das war 1942 bei der Zensur nicht drin. Ansonsten jedoch ist bei Sturges alles möglich. So denkt sich Claudette Colbert nicht nur, sie müsse ihren Mann Joel McCrea verlassen, um mit ihren Ansprüchen seine Erfinderkarriere nicht weiter zu hemmen – sondern sie tut es auch. Und geht nach Florida, um sich einen Millionär zu angeln. Sturges schafft es, den reinen Pragmatismus als sophistication zu verkaufen. Und mit Claudette Colbert hat er eine Frau, die besser als irgendeine andere aus Koketterie eine Tugend machen kann.

Außerdem gibt es auf dem Weg nach Palm Beach einen kleinen texanischen Wicht, der mit Würsten sein Geld gemacht hat und jetzt damit herumwirft; eine Jagd- und Saufgesellschaft von Millionären, die im fahrenden Zug auf Cracker schießen; einen parfümierten Hausfreund, der kein Wort Amerikanisch kann und wie ein beleidigter Pudel allen auf die Nerven fällt; und John D. Hackensacker III., den alle Snoodles nennen und der über seine Ausgaben penibel Buch führt, ohne sie je zu addieren.

Mit diesem ganzen Affenzahn und Aberwitz war Sturges seiner Zeit immer ein paar Schritte voraus. Ein paar Jahre später jedoch ging dem Publikum die Puste aus, es konnte dem rastlosen Erfinder nicht mehr folgen. So ging der Millionär pleite. Aber vorher hat er noch seine zehn Gebote für den erfolgreichen Film festgelegt. Das erste lautet: Ein hübsches Mädchen ist besser als ein häßliches. Und das letzte: Eine Landung auf dem Hintern ist besser als alles andere. So muß man das sehen.

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