22. Juli 1988 | Die Zeit | Filmkritiken, Rezension | Die grellen Lichter der Großstadt

DIE GRELLEN LICHTER DER GROSSTADT von James Bridges

Brights Lights, Big City. Ein Titel wie eine Skyline. Mehr eine Herausforderung für den Kameramann als für den Regisseur, eher eine Frage des Lichts als der Einstellung. Bei Coppolas DER PATE, Pakulas guten frühen Filmen und Woody Allens Meisterwerken stand Gordon Willis hinter der Kamera. Das Licht wirft bei ihm keinen Hochglanz auf die Dinge, sondern konturiert sie vor ihren Hintergründen. Durch einfache LKinien, durch in den Raum gestaffelte Flächen schafft Willis Tiefe. Er geht mit den Farben um wie im Schwarzweißfilm, setzt sie wie Licht auf seine klarschattigen Bilder. Gordon Willis’ Kameraarbeit hält die Geschichte zusammen, vom Jungen aus Kansas in Manhattan, von großen Ambitionen und geringen Aussichten, von einer jungen Ehe und ihrem überstürzten Scheitern, vo einem entwaffnenden Lächeln und einer blutenden Nase, von zuviel Koks und zuwenig Überblick, von einem Yuppie auf dem Weg zum Dropout. Michael J. Fox ist in dieser Rolle so daneben wie John Travolta als Starreporter in James Bridges’ letztem Film PERFECT!. Aber das schafft im Film die Distanz, die Jay Mclnerney in der Vorlage durch das Erzählen in der zweiten Person herstellt: wie sich einer aus den Augen verliert. Das Naheliegende ist Bridges ganz unerwartet fern. Statt den Roman koksschwanger und neonselig zu beschwören, erzählt er ganz geradeaus. Nicht der Geschichte, sondern der Charaktere wegen. Aber er kommt nicht los vom Roman, weil der Autor Mclnerney fürs Drehbuch nichts von seinem Stoff preisgegeben hat. So zeichnet sich der Film wie eine Silhouette vor dem Hintergrund seiner Möglichkeiten ab. Seine Ränder, seine Grenzen sind zu deutlich erkennbar. Gordon Willis kann nichts dafür.

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