01. Dezember 1989 | Tempo | Filmkritiken, Rezension | Diva

Regie: Jean-Jacques Beineix, Frankreich 1980

Ein Thriller für Studenten und gegen die Wohnungsmisere: Kleine Postboten irren durch Fabriketagen mit eigenem Lastenaufzug und selbstgemaltem Panorama. Schweigsame Intellektuelle residieren in blauen Lofts, die sie sich mit knackigen Vietnamesinnen teilen. Großzügigerweise steigen sie nicht mit ihnen ins Bett, weil es Wichtigeres gibt im Leben eines denkenden Menschen.

Zum Beispiel, große Puzzles zusammenzusetzen, mit alten weißen Citroens durch Paris zu cruisen und sich mit Zen zu beschäftigen – weil irgendwie alles Zen ist, auch Onanie. So haben wir uns im kommunikationswissenschaftlichen Seminar das Leben vorgestellt und überlegen in uns hineingelächelt. Banausen. Ignoranten. Dummköpfe.

Mit dem Loft ist es dann nichts geworden, mit dem Citroen und der Vietnamesin auch nicht, aber mit der Onanie. Immerhin. Und wir haben uns den Soundtrack gekauft, wo die schwarze Diva im weißen Kleid eine Arie singt, zu der wir uns diese wunderschöne Kamerafahrt aus dem Film vorgestellt haben. Und dabei haben wir gedacht: Ist auch Zen, prima. Die Platte haben wir dann verliehen an eine Frau, auf die wir standen. Die Platte haben wir nie wiedergekriegt. Die Frau auch nicht.

Mit dem Film ging es uns ähnlich. Er ist unterwegs im Jahrzehnt verlorengegangen. Er war gut und spannend und richtig. Aber vielleicht sollte man es bei diesen Erinnerungen belassen und lieber die Wohnungsanzeigen studieren.

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