03. Mai 1999 | Süddeutsche Zeitung | Rezension, Videoclip-Kritik | Windowlicker

Videotext: Aphex Twin / Windowlicker

Regie: Chris Cunnigham

Es ist eine weit verbreitete Erkenntnis, daß in Clips nichts so attraktiv ist wie gutgebaute, wohlgeformte, sexy Damen in knapp bemessener Wäsche. Weil das aber jeder weiß, tummeln sich in ziemlich vielen Clips ziemlich viele dieser Damen, was dazu führt, daß alle Clips gleich aussehen. Da ist es also eine ziemlich gute Idee, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, indem man gutgebaute, wohlgeformte, sexy Damen zeigt, die einen Bart haben. Was die Travestie bedeuten soll, ist ungewiß, aber die Damenkörper haben definitiv Männergesichter. Genauer: sie haben alle die Fresse von Richard „Aphex Twin‘ James. Wie dessen Freund Chris Cunnigham, der auch beim „Frozen‘-Video von Madonna Regie geführt hat, darauf kam, ist unbekannt, aber es garantiert zumindest, daß man den Clip nicht so schnell vergißt. Alles beginnt ganz harmlos mit zwei Schwarzen, die es schaffen, eine Konversation zu führen, die ausschließlich aus den Worten „motherfucker‘ und „nigger‘ besteht. Dann wollen sie zwei Mädels aufreißen, was die für eine weniger gute Idee halten. Dann kommt eine seeeehr lange weiße Stretch-Limousine, aus der Richard James steigt, der die Damen einlullt und mitnimmt. Es stellt sich raus, daß die Damen plötzlich alle irre häßliche Aphex-Twin-Gesichter haben, was den Mann selber aber nicht stört. Alle haben Spaß – nur die beiden Aufreißer nicht. Strafe muß sein.

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