19. April 1996 | Süddeutsche Zeitung | Film-Tips, Rezension | Film-Tips 19.04.1996

Wenn alles mit rechten Dinge zuginge, müßte das Werkstattkino mal einen Bundesfilmpreis bekommen. Im Unterschied zu den deutschen Filmen, die so gesichts- wie geschichtslos sind, wird im Kellerkino an der Fraunhoferstraße wirklich versucht, deutsche Filmgeschichte zu schreiben. Es wird an Namen und Gesichter erinnert, die sonst nur noch als elektronische Phantome über die Bildschirme flimmern, und es werden ein paar von den Mauern niedergerissen, mit denen sich der Autorenfilm von der Filmgeschichte abgeschottet hat. Das Vergessen wurde im deutschen Kino schon immer groß geschrieben, im Werkstattkino hat die Erinnerung eine Heimat.

Peter van Eyck

Der Mann aus Platin hat Deutschland im Ausland ein Gesicht verliehen, das den Karikaturen eine Seele verpaßte. ‚Eine Maske zwischen Grandezza und Pop‘ hat Hans Schifferle dieses Gesicht genannt, in dem zum Vorschein kam, was dieses Land hätte sein können, wenn es nur gewollt hätte. Peter van Eyck brachte eine Weltläufigkeit ins Spiel, die man unter all den anderen müden, alten Männern vergeblich suchte. DER SPION, DER AUS DER KÄLTE KAM (Martin Ritt, 1965) läuft am Freitag und Mittwoch um 20.30 Uhr und am Samstag und Montag um 22.45 Uhr; EIN TOTER SUCHT SEINEN MÖRDER (Freddie Francis, 1962) am Freitag und Mittwoch um 22.45 Uhr und am Dienstag und Donnerstag um 20.30 Uhr; STATION SIX SAHARA (Seth Holt, 1962) am Samstag und Montag um 20.30 Uhr, am Sonntag um 22.45 Uhr; JUMP INTO HELL (David Butler, 1955) am Sonntag um 20.30 Uhr und am Dienstag und Donnerstag um 22.45 Uhr.

Curt Siodmak

Noch so ein Prophet, der im eigenen Land wenig gilt: Curt Siodmak, der immer ein wenig im Schatten seines Bruders Robert stand, dessen Bedeutung hier allerdings auch nicht richtig erkannt ist. Das Filmmuseum zeigt folgende Verfilmungen der Bücher Siodmaks: Am Freitag um 18 Uhr THE BEAST WITH FIVE FINGERS (Robert Florey, 1946) und um 21 Uhr SON OF DRACULA (Robert Siodmak, 1943) und I WALJED WITH A ZOMBIE (Jacques Tourneur, 1943); am Sonntag um 11 Uhr MENSCHEN AM SONNTAG (Robert Siodmak, 1929); am Montag um 18 Uhr DONOVAN’S BRAIN (Felix Feist, 1953) und um 21 Uhr THE MAGNETIC MONSTER (Curt Siodmak, 1953) und CREATURE WITH THE ATOM BRAIN (Edward L. Cahn, 1955); und am Dienstag um 18 Uhr DAS FEUERSCHIFF (Ladislao Vajda, 1962) und um 21 Uhr HAUSER’S MEMORY (Boris Sagal, 1971). Die Titel sagen meistens schon, daß es darum geht, komplexen Fragen mit den Mitteln der Kolportage beizukommen. Dem Sitz der Seele sind diese Geschichten auf der Spur und der Frage, was der Mensch eigentlich ist.

Algerien

Das Institut Français zeigt im Vortragssaal des Gasteig Filme aus und über Algerien. Es beginnt am Dienstag um 18 Uhr mit Julien Duviviers PHANTASMAGORIER PÉPÉ LE MOKO (1936), in dem Jean Gabin durch ein Algier der Arabesken und Schatten irrt. So wird Algerien erst einmal auf der Landkarte der Träume eingezeichnet, ehe dann um 20 Uhr Gérard Mordillats CHER FRANGIN (1988) zu sehen ist, eine Geschichte über einen Verweigerer aus der Zeit des Algerienkriegs. Am Mittwoch läuft um 18 Uhr Betrand Taverniers Dokumentation über eben jenen Krieg, der 235-minütige LA GUERRE SANS NOM (1992). Am Donnerstag werden dann um 18 Uhr RACHIDA, LETTRES D’ALGÉRIE (Florence Dauchez, 1994) und RESTER LÀ-BAS (Dominique Cabrera, 1992) und um 21 Uhr BAB EL-QUED CITY (Merzak Allouache, 1993) gezeigt.

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