10. März 1997 | Süddeutsche Zeitung | Porträt | Armand van Helden

Er sieht gut aus, und er ist clever. Er ist der Mann, der es schafft, drei Alben mit älterem Material bei drei verschiedenen Plattenfirmen unterzukriegen – und dreifach zu verdienen. Um seine Credibility macht sich Armand van Helden ohnehin keine Sorgen. Jede Woche remixt er ohne Rücksicht auf Image-Verluste ein oder zwei Hits, wobei ihn kaum interessiert, welche Gruppe ihn anheuert. Er nimmt einfach das nächste DAT aus der Auftragskiste, 48 Stunden später kommt der Kurier und holt die neue Version aus van Heldens Wohnung am New Yorker Madison Square Garden ab. Just-in-time-Productions. Egal ob für 2 Unlimited, Rednex oder Ace of Base. Der Monster-Mix von Ace of Bases „Living In Danger” war es auch, der den heute 26jährigen van Helden über Nacht bekannt machte. „Viele Leute wundern sich, warum ich alle Anfragen annehme. Aber im Gegensatz zu Europa können wir House-DJs und -Produzenten in den USA nicht so leicht von unserer Musik leben. Also verdienst du deinen Ruf und dein Geld mit Remixen. Der Deal ist doch fair: Die Leute, die ich remixe, benutzen meinen Namen genauso wie ich ihren.” Für das Army-Kind, das in Italien, der Türkei, den Niederlanden und schließlich in Boston aufgewachsen ist, wird das Jahr 1997 wohl den Durchbruch bringen. Erst trug sein Remix den Tori-Amos-Song „Professional Widow” auf Platz eins der englischen Charts, dann zündete sein erster eigener Hit „The Funk Phenomena”. Und jetzt drei Alben in vier Wochen. Am schnellsten war mal wieder die Hit-Maschine von ZYX Records: „The Collection” enthält die Tracks der Maxis „Funk Phenomena”, „Witch Doctor” und „Psychic Bounty Killas”. Dann brachte der Semaphore-Vertrieb „Armand van Helden Presents The Old School Junkies” heraus. Das dritte und interessanteste Album erscheint auf Motor Music und ist schlicht „The Best” betitelt. Am besten schließt man sich zusammen, jeder kauft ein Album und taped sich seine eigene Greatest-Hits-Sammlung. Rippt den Ripper!

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