20. Januar 1999 | Süddeutsche Zeitung | Glosse | Madonna & Larry King

Lola und der King of Bavaria

Madonnas CNN-Live-Interview mit Larry King

Als Madonna einst bei David Letterman auftrat und dem Talkmaster den Kopf verdrehte, indem sie einen Slip aus der Tasche zog, riefen alle „Skandal”. Man konnte sogar nachlesen, wie oft sie in dieser Stunde „fuck” gesagt hatte – wenn die Erinnerung nicht trügt, waren es 28 Mal. Kein schlechter Schnitt fürs amerikanische Fernsehen. Aber das war auch eine andere Madonna. Die neue Madonna weiß, was sich gehört, und blieb diesmal streng über der Gürtellinie – schließlich ist sie mittlerweile Mutter. Das hindert sie allerdings nicht, nach wie vor alle halblang im neuen Look – quasi runderneuert – aufzutreten, diesmal mit langen glatten schwarzen Haaren: „Geesha look”, sagt Larry King – „Geisha”, verbessert Madonna.

Überhaupt muß sie ihren Gastgeber immer wieder mal über einige Feinheiten des Lebens aufklären. Daß Kinder nicht fernsehen sollen (und ihre Tochter deshalb ohne aufwächst). Daß man niemals eine Affäre mit einem verheirateten Mann anfangen soll (weswegen sie ihre Tochter, sobald sie alt genug ist, jederzeit bei Clinton arbeiten ließe). Und daß es im 18. Jahrhundert eine Person namens Lola Montez gab, die dem King of Bavaria den Kopf verdrehte. „Wie Monica Lewinsky also?”, fragt Larry nach. Nein, bescheidet ihm Madonna: „Denn sie war Tänzerin – sie besaß also Talent. ” Außerdem gebe es noch den Film Lola Montez (von Max Ophüls), den Larry natürlich auch nicht kannte. Dann solle er ihn sich unbedingt mal in der Videothek ausleihen. Für diese Belehrungen des neunmalklugen King kann man ihr aus bayerischer Sicht durchaus nachsehen, daß sie zeitlich etwas daneben lag.

Von jener Lola Montez hat sie nämlich den Rufnamen ihrer Tochter Lourdes abgeguckt. Man spreche ihn übrigens nicht wie Larry King „Lord” und auch nicht französisch aus, sondern kubanisch, also „Lour-des” wie „Valdez”. Man sieht, daß das von CNN vollmundig angekündigte erste Live-Interview mit Madonna vor Neuigkeiten nur so brummte. Das Aufregendste war so gesehen ihre Lederjacke, die alles, was sie sagte, mit einem irgendwie erotisierenden Quietschen untermalte: „It makes so much noise!” Die Jacke war Gucci.

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